but here we are my dear
the world – it seems so cruel
and we are dancin‘ until the music stops
In früheren Zeiten opferten die Menschen zu jeder Gelegenheit.
Wirklich. Zu jeder Gelegenheit. Wenn die Ernte schlecht war: Zack! Rein in den Tempel, drei Gulden in den Opferstock geworfen und Peng! Morgen regnete es.
Dumm war dann nur, wenn ein Jüngling zuvor fünf Gulden für gutes Wetter geopfert hatte, weil er mit seiner Umworbenen am Vormittag rauf auf die Alm und dort dann so richtig … naja:
Es muss ein ziemliches Kreuz gewesen sein, zu dieser Zeit ein Gott … und wie entscheidet man dann so etwas? Geht man nach der Bezahlung, beziehungsweise dem Opfer? Aber dann kriegt man von den anderen Göttern wieder vorgehalten, man sei bestechlich. Beim Regen sind doch wirklich existenzielle Nöte betroffen: Da stirbt dann gleich eine ganze Familie … aber vielleicht zeugen Jüngling und Umworbene ja einen großen Reformer und der Reformer ermöglicht dann den Bau eines Kornspeichers, der dann wiederum Allen in der Region das Leben … ja,ja: Es war schon nicht einfach.
Einige Menschen opferten sogar Gulden für die körperliche Beschaffenheit ihrer Nachkommen – sprich: Sie wollten das die Jungs mächtig stark und gut bestückt und die Mädchen nicht zu hässlich und ein gebärfreudiges Becken … Das mit den Jungs ist klar: Feldarbeit und reich heiraten. Die Mädchen mussten gut aussehen und viele Kinder zeugen, damit die Familie nicht ausstirbt …
Heute wäre das wieder von Vorteil. Bevor diese ganze „Jeder macht Karriere“ Idee aufkam, zeugten wir bis zu 4 Kinder pro Familie … Nachwuchs und Renten gesichert! Peng!
Aber jetzt … nicht das ich was gegen Frauen und Karriere hätte. Nein, wirklich nicht:
Ich hab sogar neulich bei Neun Live angerufen … ja, ja, ja.
Nein. Die Moderatorin war nicht nackt. Es war Sonntagnachmittag. Ich schalte so durch die Programme, plötzlich: 1500 Euro und ein Plasma-Fernseher. Eigentlich war ich schon zwei Sender weiter, bevor ich realisierte … Plasma? Ja, Plasma.
Also zurück. Und da steht es … und das Rätsel scheint auch ganz einfach: Wenn fünf Ochsen in einer Stunde fünf Liter Milch geben, wieviel Milch geben dann zehn Ochsen in einer Stunde?
Soll das ein Witz sein? Nein. Logisch. Ochsen geben keine Milch.
Hätte ich früher gelebt, hätte ich einfach fünf Gulden geopfert … Peng! Und schon gibt der Ochse Milch … tut ja niemandem weh. Aber Heute: Da hab ich dann wieder die ganze Zucht-Bullen-Industrie am Hacken!
Also ran ans Telefon: 49 Cent pro Anruf scheinen gut angelegt. Die nette Karriere-Frau auf dem Bildschirm zählt auch schon runter. Wahrscheinlich denkt sie: Da rufen doch wieder nur Doofies an … aber nicht mit mir. Ich bin schlau, habe Abitur und studiere. Natürlich hab‘ ich die Abzocke durchschaut. An mir verdienen die nur 49 Cent pro Anruf und dann krieg‘ ich „Plasma“ und 1500 Eier!
Schnell die Nummer eingetippt, kurz gewartet. Karriere-Frau sagt: drei, zwei – gedrückt, Schnellwahl und … Leitung zwölf, leider verloren.
Wütend, hauptsächlich auf die Karriere-Frau, unterbreche ich die Verbindung. Kurz kämpfe ich mit mir … „Noch ein Versuch?“ … nein. War beim ersten Mal schon blöd. Wäre ich doch nie aus der WG ausgezogen. Da hätte man mir das Telefon schon weggenommen. Hach.
Doofe Karriere-Frau im Verkaufsfernsehen: Du hast mir den Nachmittag versaut.
Aber mal ehrlich: Plasma! Was für ein Wort. Plasma-TV!
Wenn man Wiki befragt, ist Plasma in der Physik der Aggregatzustand von ionisiertem Gas.
Außerdem: 99% aller Materie im Universum existiert in diesem Zustand.
Ha! Also ist Plasma eigentlich so stinknormal wie diese braun-grauen Flecken die irgendwann einfach unter weißen Socken auftauchen. So normal wie gelbe Ränder an weißen Ikea-Duschvorhängen. So normal wie das Schalke nicht Meister wird und das Norbert Blüm nie beim Hochsprung was reißen wird. Im Grunde ist Plasma wie diese „toilet.cam“-Poster auf WG-Toiletten oder wie Senf im Kühlschrank. Immer da. Stinknormal. Und ich schalte deswegen zurück. Phhh!
Vielleicht sollte ich gleich nächsten Samstag zu Media Markt gehen, einen dicken Filzstift mitnehmen und aus dem Plasma-TV-Schilderwald eine Symphonie der „Stinknormal-TV“s oder „gibt’s schon lange TV“s oder „völlig banal TV“s machen!
Zurück zu Neun Live und der Karriere-Frau: Hat da schon mal jemand was gewonnen?
Ich meine das ganz ehrlich … wie soll man das kontrollieren? Gibt es eine Glücksspielkomissionsunterabteilung die den ganzen Tag Fernsehratesendungen sieht und auch überprüft das Helga Herbig nach vier Anläufen und ner halben Stunde fünf Ochsen und zehn Liter Milch endlich 1500 Euro und einen „alles schon gesehen“-TV gewonnen hat?
Früher wäre das ganz einfach gewesen: Einfach fünf Gulden geopfert … schon gewinnt man auch bei Neun Live.
Es gibt ja auch Mädels die ein Kind von Mark Medlock wollen, oder?
Zusammenhang nicht verstanden? Tja … geht gleich weiter: Man schafft es ja auch nicht mit nur einer Blasenfüllung Polykontexturalität gelb in den Schnee zu schreiben.
Wer das hinkriegt, der kann auch fliegen.
Wo wir gerade bei Levitation sind: Neulich ist ein Mann aus dem siebzehnten Stockwerk eines Hauses in Shanghai gesprungen und hat den Aufprall überlebt. Als er aus der Narkose aufwachte, fehlten ihm beide Arme und ein Bein. Er wird außerdem nie wieder sprechen können und niemand glaubt das er überhaupt noch was durch das verbliebene Auge erkennt.
Die Welt ist doch beschissen: Da hät‘ ich ihn doch aufgekratzt, wäre nochmal drei Stockwerke nach Oben gelaufen und hätte ihm die drei restlichen Etagen geschenkt.
Ich hab‘ noch nie gehört das jemand einen Sprung über die Distanz von zwanzig Stockwerken überlebt hat.
Wer das zu krass findet: Einem koreanischen Mädchen wurde von der Staatsräson die Hand wegen Beleidigung abgehackt. Sie hatte ihren Mann gebeten doch auch mal den Tisch abzuräumen.
Das dass mit der Hand nicht der geschickteste Schachzug war, hat man sich wohl erst hinterher überlegt …
Da sind wir auch schon wieder bei den Karriere-Frauen: Aber noch einen kurzen Moment!
Schon mal jemand daran gedacht wie es wäre heutzutage fünf Gulden für ein gebärfreudiges Becken der Tochter zu opfern? Was, wenn die Tochter dann auch eine Karriere-Frau wird um am Sonntagnachmittag bei Neun Live arbeitet? Dann muss ich auf die sechs Plagen aufpassen … als guter Großvater.
Außerdem: Wie komme ich im Vorfeld an fünf Gulden und wo finde ich einen Opferstock? Die Kollekte ist doch wieder nur für ein neues Kirchendach … da können die doch einfach fünf Gulden opfern, hm?
Jetzt mal zum Genitiv-Greis und zu den Karriere-Frauen: Karriere-Frauen arbeiten natürlich nicht bei Neun Live … obwohl sich jetzt wahrscheinlich wieder viele Frauen beschweren werden. Jedenfalls ist VOR der Kamera bei Neun Live nicht die steilste Karriere … obwohl: Vorher bei TVB im Nachtprogramm … ach! Es ist einfach zu blöd. Immer diese „obwohl“ und diese „oder auch“ und die „aber“ heutzutage. Zu Opferstock- und Gulden-Zeiten gab es da noch nicht so viele. Entweder: Regen oder Sonne. Jüngling oder Ernte. Heute spielen ja alleine in den beiden Profiligen des deutschen Fußballs sechsunddreißig Mannschaften.
Der Genitiv-Greis war übrigens früher ein Konjunktivritter. Konjunktivritter wären, gäbe es noch echte Ritter, echte Ritter.
Ich geh‘ jetzt ins Bett und nehm‘ vielleicht doch mal meine Medizin.
Peace Out!