Arthur Miller war mit drei Frauen verheiratet. Seine erste Frau ließ er sitzen, als er Marilyn Monroe kennen lernte.
Arthur Miller war ein Dramatiker. Arthur Miller hielt nicht viel von der Ausrichtung des Lebens nach beruflichem Erfolg. Arthur Miller appellierte an die Ethik und an die Vernunft des Menschen.
Arthur Miller hat am zehnten Februar seinen zweiten Todestag.
Wie kann man sich jetzt noch über die Gewinnsucht und das Ausschlachten von hohlen Programminhalten und menschenverachtenden Serienformaten beschweren, wenn Arthur Miller damit schon vor so vielen Jahren anfing. Jetzt ist er tot. Nichts hat sich geändert. Alles ist nur schlimmer geworden.
Die Fatalisten rufen: Man beklage sich schon immer (seit altersher) darüber, dass Früher alles besser gewesen sei.
Fatalisten sind die, die auf der Titanic der noch spielenden Band zugehört haben, als alle Anderen versucht haben zu schwimmen.
Die Wahrheit ist: Es wird schlimmer. Es wird schlimmer, wenn man Jahrzehnte eine Mauer stehen lässt und dahinter etwas verfault.
Jeder Zahnarzt weiß das. Regelmäßig Putzen, die Zahnschmerzen nicht hinnehmen, zum Arzt gehen und eine Füllung machen lassen.
Fatalisten gehen doch auch zum Zahnarzt, oder?
Es wird auch schlimmer, wenn man in jedem Haus einen DVD-Spieler, der weniger als eine Kiste Bier kosten soll, stehen haben will und gleichzeitig Probleme damit hat, dass Nokia nach Ungarn abwandert.
Fatalisten trinken Bier, während sie sich einen Film ansehen. So ist das.
Es wird schlimmer, wenn man untalentierten Grinsern aus den Achtzigern eine eigene Talentshow gibt um über das Talent der Gegenwart zu richten. Klar das da einer gegen nen Gurkenlaster rast. Und es wird schlimmer, wenn zur gleichen Zeit die achte Staffel eines Sozialexperimentes startet, aus dem noch niemand etwas gelernt hat. Wie soll man auch etwas daraus lernen, wenn sich ein Großteil der wählenden Bevölkerung scheinbar mit der Inhaftierung von Freiheitsrechten abgefunden hat.
Eine Konvertitendatei. Himmel!
Ist das so was, wie die Frage auf der Krankenversicherungsanmeldung nach „Raucher oder Nichtraucher“? Oder doch eher so was, wie der Zwang sich biometrisch fotografieren zu lassen. Wenn das nur aus der Idee geboren wäre, dass alle Menschen gleich dämlich auf ihren Passfotos aussehen … ich hätte kein Problem damit. Aber Biometrik ist der tatsächliche Versuch uns zu charakterisieren. Ja. Anhand unseres Aussehens. (Gab’s da nicht schon mal so eine Sache mit Hakennasen?) Und das gilt für Alle. Zur Widererkennung. Damit eine Software hinterher ausspucken kann, dass ich nach dem Fahrkartenkauf am Hauptbahnhof siebzehn Minuten am Kiosk vor den Pornoheften stand. Siebzehn Minuten. Vielleicht hab’ ich Kleingeld für die taz gesucht … -Scheißegal! – Vor den Pornoheften war das Licht besser, da konnte ich besser nach den Münzen suchen… – Scheißegal! Sie standen siebzehn Minuten vor den Pornoheften. Was haben Sie da gemacht? – Ich hab nur Kleingeld … – Papapapapa!
Würden die mir danach einfach einen Erotik-Newsletter zuschicken, hätte ich kein Problem damit. Solange es nur um Konsum geht, verzichte ich auch gerne auf meine Persönlichkeitsrechte. So ist das.
Warum hab’ ich dann sonst ein Problem damit, fragen die Fatalisten. Nein, Stopp!
Das fragen nicht die Fatalisten, denen ist nur alles „Scheißegal!“. Es fragen die Nervösen und die Hektiker. Die hektischen Nervösen. Die, die so viel Schiss haben, dass man meinen könnte: Wir sind der Feind. Also alle. Vielleicht sind wir das ja auch. Was haben wir auch schon zu bieten?
Hirnlose Doku-Krimi-Serien und Einrichtungssendungen müllen uns den Fernsehtag zu. Und es braucht mehr als ein „Trio mit vier Fäusten“ um da mal richtig aufzuräumen.
Auf „Fantasy Island“, mit dem unverwechselbaren Ricardo Montalban, gab es jede Woche in den Jahren 1978 bis 1984 zwei Wünsche, die den Besuchern erfüllt wurden. Das war alles. Das ganze Konzept. Ein Happy End ohne „End“.
Heute schicken wir abgehalfterte Torwarttrainer in den Urwald, damit sie mit ausgemusterten Pornodarstellerinnen formulierungsarme Streitereien vom Zaun brechen. Hinterher hassen sich alle. Super!
Wir wundern uns über sprachgestörte und verstörte Kinder an den Schulen, laufen aber selbst in die neuesten Folterfilme.
Aber sobald mal wieder Einer vom Kirchturm mit ner Fernschusswaffe aus „Jagd & Hund“ rumknallt, jammern wir wieder für zwei Wochen bei Maischberger über gewaltverherrlichende Computerspiele. Oder wir lassen jammern. Scheinbar ist Jammern zum Allheilmittel geworden. Lieber Jammern als Erziehen. Können wir uns ja auch leisten, wenn’s mit dem Balg nicht klappt: Kommt eben die Supernanny! Und die hat jetzt auch schon soviel politische Brisanz, dass der Spiegel sie zu Roland Koch befragt. Der Spiegel! Irgendwann landet die Supernanny auch noch mal im Dschungelcamp, zusammen mit dem Aust. So sieht sie doch aus, die Fernseh-Verwertungskette.
Aber aus den Computerspielen sind wir auch noch nicht schlauer geworden. Das Puzzle-Spiele, wie Myst oder Tetris, das räumliche Verständnis fördern und man als kleiner Bub nach zwei Stunden Killzone 2 schweißgebadet und angespannt im Bett nicht schlafen kann … wer soll daraus auch schlau werden. Das erfordert ja eine gewisse Beschäftigung, einen Dialog. Nicht nur Jammern. Eben eine Erziehung. Aber wir jammern lieber als zu erziehen.
Und erzogen haben wir doch mal ganz gut, oder?
In der Schule hatte für mich die Ringparabel nichts mit Zwergen und Elfen zutun. Und Captain Kirk hat niemanden gefoltert. Picard übrigens auch nicht. Jack Bauer foltert ohne Unterlass. Es gibt jetzt schon „Twenty-Four“-Bettwäsche, wussten sie das? (Es gibt auch „DSDS“-Bettwäsche. Als ich jünger war, wurde man als DJ mit Bechern beworfen (vollen Bechern!), wenn man Modern Talking auflegte.)
Mittlerweile bin ich übrigens Atheist.
Arthur Miller war auch Atheist.
Ich hab’ das erst gerade nachgelesen. Interessant, oder? Er hat trotzdem den Jerusalem-Preis für die Freiheit des Individuums in der Gesellschaft bekommen.
Max Frisch hat diesen Preis, ein paar Jahre vor Arthur Miller, auch erhalten. Wissen sie was Max mal gesagt hat:
„Manchmal scheint mir auch, daß jedes Buch, so es sich nicht befasst mit der Verhinderung des Krieges, mit der Schaffung einer besseren Gesellschaft und so weiter, sinnlos ist, müßig, unverantwortlich, langweilig, nicht wert, daß man es liest…”