Der Hesse kennt die Abkürzung VR nur allzu gut. Zum Beispiel von seiner EC-Karte. Da heißt es in den Hosentaschen und den Geldbeuteln „Volks- und Raiffeisenbank NordRhoen eG“ … zum Beispiel. Bei mir heißt es so und ich schäme mich nicht dafür. Nein, gar nicht. Die „VR Bank“ gehört zu meinem Leben wie Klopapier und Haarwachs. (Über die tiefere Bedeutung und Einordnung dieser Utensilien will ich mich nicht weiter auslassen … das Thema wird ernst … vielleicht später)
Es gibt noch viele andere VRs auf dieser Welt. Die virtuelle Realität wird so abgekürzt, „vermeintliche Rechte“ besitzt der Bürger eine Scheindemokratie. Und dann gibt es da noch die Volksrepublik, kurz VR!
Um den SendungMitDerMaus-Ton voll zu machen: Eine Volksrepublik besteht aus einem, meist ziemlich großen, Volk (also ner ganzen Menge Menschen), die in einer Republik leben. Die Republik bedeutet dem französischen république nach auch „öffentliche Angelegenheit“ (God save my wiki!). In einer Republik orientieren sich alle Entscheidungen am Gemeinwohl. [Jetzt war’s das erstmal mit dem Logo-Beitrag, versprochen!]
Und dann gibt es China. Ohh, wie mag ich die Filme aus dem Land der Dreimilliarden (oder sind es schon mehr … ach: Diese fleißigen Reisbauern! Knick-Knack!). In der alten Geschichte vom großen Kaiser, der alle chinesischen Völker (zum Wohle Aller – sprich: zum Gemeinwohl) zusammenführen will, um sie stark gegen Feinde zu machen und um eine lange Mauer zu bauen. In dieser Geschichte, in der Geschichte der Attentäter dieses Kaisers, in der Geschichte der Attentäter die schließlich doch nicht ihren Job ausführen, weil sie begreifen: Der Einzelne muss leiden um dem Großen-Ganzen zu helfen, also dem Gemeinwohl, in dieser Geschichte … in dieser Geschichte erfährt jeder Europäer, jedenfalls jeder aufgeklärte und vom Individualismus überzeugte Europäer, eine schmerzhafte Parallelrealität. (Puh!)
Keine virtuelle Realität (ungeachtet der Nähe zum VR), nein: Diese Realität ist unsäglich nicht-virtuell. Die Idee der Unterordnung von Einzelinteressen, ja gar Einzelschicksalen und dem Leben von Einzelnen (den freiheitlichen Rechten gar nicht gerechnet), unter das Wohl und das Überleben der Gemeinde ist ziemlich verstörend. Interessant, aus geschichtlicher Sicht, aber verstörend. Diese Idee lebt im größten Volk auf dieser Erde (dem zahlenmäßig größten Volk aller Zeiten!) immer noch weiter. Mit dieser Idee begründet, nicht zuletzt, die chinesische Regierung zurzeit den „Volkskrieg gegen den Separatismus“.
Grundsätzlich ist das allerdings auch nicht neu. China kontrolliert, unterdrückt und verwaltet Tibet seit Jahrzehnten. Vor unseren aufgeklärten Augen fleht ein geistiges Oberhaupt aus Indien machtlos weiter und weiter und weiter. Nichts passiert. Die BILD druckt mal eben ein paar Seiten aus seinem neuen Buch ab, uns egal: Was können wir schon machen. (?!)
Jetzt schickt sich China allerdings an, respektable Weltmacht und Wirtschaftsmacht zu werden. Und so was beginnt gerne bei olympischen Spielen. Komisch, oder?
So ein Typ mit Charlie Chaplin-Bart hat 36 so auch der Welt seine Glaubhaftigkeit und Ehrbarkeit einimpfen wollen. Damals hat er sogar (komisch so ähnlich läuft es in China auch) das Bauprojekt „Reichssportfeld“ in Berlin mit dem Satz „Wenn man 4 Millionen Arbeitslose hat, muss man Arbeit schaffen“ begründet. Vielleicht wäre in Deutschland mal wieder Zeit für eine Olympiade – kleiner Scherz.
Nun ringt also China, mit elefantösen Bauprojekten in Peking, um internationale Stellung. Überall, in den Ecken der Wirtschaft vor allem, hören wir „mit China muss man in Kontakt treten, sonst laufen die uns weg“. Aber warum? Damit wir mehr Gemeinwohl und weniger Person sehen?
Klingt doch auch gar nicht schlecht. Okay, in China sperrt die Partei Internetseiten weg und verfolgt politische Aktivisten. Hey, Schwamm drüber. Nicht das Boeing bald Turbinen in Itschang baut. Ah! Da fällt mir noch ein Film ein. Diesmal kein Film aus China, sondern ein Film über China: Red Corner. Okay, Kintopp, aber: Eindrucksvoll wird beschrieben, wie der Familie von zum Tode Verurteilten, zum Beispiel Aktivisten gegen die Staatspartei, perverserweise die Rechnung für die gebrauchte Kugel – für den Mord am Sohn oder der Tochter – ausgestellt wird. Nice!
Vielleicht kann ich nicht verhindern dass in China die wirtschaftliche Zukunft liegt. Vielleicht kommt da auch in hundert Jahren die wichtigste und fortschrittlichste Kultur her. Aber im Moment würde ich sagen: An alle Sportler und Sportvereine. An alle Mitglieder des IOC: Kein Sport in China. (Und damit stehe ich echt alleine. Wie vertraut!)
Lauft woanders euren Marathon. In Hessen gibt es tonnenweise kaum genutzte Bundesstraßen. Ein oder zwei BGS-Busse und alles ist abgesperrt. Die Rhönkampfbahn im beschaulichen Hünfeld hat eine Weitsprunggrube, eine Tartanbahn und so ne Stange für Stabhochsprung zimmer ich euch noch selbst zusammen. Ach: Die Organisation? Hm, mal sehen. Der Bürgermeister (gerade wieder gewählt und diesmal wohl „for life“) hier in Hünfeld freut sich bestimmt einen Kullerkeks. Der stellt glatt alle Insassen der neu gebauten JVA für das Errichten eines olympischen Dorfes ein. Alles kein Problem. Hessische Handarbeit!
Wenn jetzt also alle ihre Nokia-Handys wegwerfen, warum nicht einen Schritt weitergehen. Schmeißt die Flugtickets weg, kommt nach Hessen. Oder woanders hin, mir egal. Ich zahl auch gern den Sprit wenn wir nach (keine Ahnung …) Stellingen (?) oder Elmshorn (?) fahren. Im alten Kinderzimmer bei meinen Eltern bring’ ich auch gut und gerne die gesamte Sprinter-Crew aus Trinidad & Tobago unter. Außerdem: Wir sind doch gastfreundschaftlich, oder? Vielleicht häng‘ wir auch einfach was im HaWeGe aus. Wir kriegen das schon hin. Alles kein Problem. Olympische Spielen in mitteldeutschen Kleinstädten.
Zwei, drei, vier Wochen erweiterte Bundesjugendspiele … hey: Mit ner Kiste Licher wird das richtig lustig. Wir können sogar die ganzen Trikots mit „Peking 08“ drauf behalten. Ist den Leuten hier egal. Hauptsponsor des Sportvereins SV Nüst war mal das örtliche Klärwerk, also … dit juckt hier niemanden.
Dabei sein ist alles. Oder heißt das jetzt fürs IOC: Einstreichen ist alles?
Vielleicht reg‘ ich mich auch nur unnötig auf. Völkermord passiert jeden Tag. Olympia nur einmal alle vier Jahre.
Lauft nicht bei Chinesen
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