Leiterwagen in den Galgenhimmel

Um platzsparend zu argumentieren: Ich bin natürlich für Obama.
Nicht nur weil mir das der SPIEGEL-Wahl-O-mat empfiehlt, sondern auch aus rein gesellschaftspolitischen Gründen. Und außerdem stört mich noch etwas anderes:
Ist irgendjemandem mal aufgefallen wie scheinbar wenig Menschen es in Amerika geben muss? Ja. Die haben nicht mal genug Leute um alle acht Jahre einen Präsidenten aus einer anderen Familie zu berufen. Ist doch furchtbar für die Amerikaner.
Sollte jetzt, also gerade im Nominierungswahlkampf der Demokraten, ein Außerirdischer in Amerika laden … der denkt doch die haben noch ne Monarchie.
Da geht es ab wie bei Karl Mantell und Otto dem Ersten. Zuerst gab’s da Papa-Bush. Der wurde abgewählt weil … na ja: Er es nicht ganz bis nach Bagdad geschafft hat … wahrscheinlich hat ihn auf halber Strecke sein damaliger Verteidigungsminister Dick Cheney (der dann auch in der Familie wie ein abgewetztes Schnuffeltuch weiter gereicht wurde) angerufen und gesagt: „Scheiße, George. Lass mal schnell wieder abziehen. Am Ende müssen wir noch über Jahrzehnte Truppen im Irak lassen.“ Nach Papa-Bush kam dann der Saxophonspieler Bill. Über Bill möchte ich an dieser Stelle keine abfälligen Praktikantinnen-Witze machen, nur soviel: Ich bewundere einen Mann der zwei Grammys gewinnt und den Zweiten für seine Hörspielversion von „Peter und der Wolf“ zusammen mit Michail Gorbatschow. (Und das ist tatsächlich wahr. Nicht mal mit vierundsechzig Stunden Schlafentzug und auf zwölf Nasen Koks kann ich mir so was ausdenken!) Etwa zwei Wochen bevor Bill als Präsident abdankte hievte sich seine Gattin Hillary als Senatorin des Bundesstaates New York ins Amt und ist bis dato dort geblieben. Nun will sie auch Präsident werden, aber ich greife der Geschichte vor: Zuerst kam George Double „U“. Nachdem sich nämlich Papa-Bush zum Präsidenten hatte küren lassen und im Irak beschäftigt war, kaufte sich sein Sohn, nennen wir ihn Klein-Bush, ein Baseballteam und wurde Gouverneur in Texas. Gute Ausgangslage: Nachdem Klein-Bush, dem 1976 mal der Führerschein wegen Trunkenheit abgenommen worden war, 152 Begnadigungsgesuche von Todeszelleninsassen abgelehnt hatte (was man als blutrüstig beschreiben kann, von den Amerikaner – gerade den Leuten in Florida – aber als richtungsweisend aufgefasst wurde) wurde er 2001 auch Präsident. Und wie beim Vater so fand auch beim Sohn Dick Cheney einmal mehr einen Job. Diesmal als Vize-Präsident. Tada! Ob sich Dick wohl an Papa-Bush erinnert fühlte, als jüngst mal wieder amerikanische Soldaten im Irak starben?
Man weiß es nicht. Sicher ist nur: Der Außerirdische, der sich dieses Amerika ansieht, kommt ziemlich ins Grübeln. Zuerst Papa, dann Sohn. Zuerst Bill und dann Frau Hillary? Das klingt doch alles nach englischer Monarchie und den Heinrichs, Elisabeths und Maria Stuarts unserer Geschichte. Dabei ist der große Vorteil einer Demokratie doch: Scheißegal woher du kommst, jeder kann man König sein. Oder Präsident, oder Kanzler.
Im Zweifelsfall sogar Kanzlerin. Aber vielleicht geh’ ich da auch zu naiv ran. Schon die Kennedys waren mehr Hofstab als großbürgerliche Familie mit Kontakten in die Politik. Was wäre eigentlich wenn Herr Merkel nach den vierzehn Jahren Amtszeit die Angela noch vor sich hat kandidiert? Ist der überhaupt in der CDU? Hat jemand von dem schon mal ein Foto gesehen? Oder ist nach Angie erstmal Doris Schröder-Köpf dran? Doris war 2004 immerhin Frau des Jahres (wenn man die Bunte fragt). Hillary hat dagegen 2004 nur den Deutschen Medienpreis in Baden-Baden verliehen bekommen und ist 2007 auf Platz 25 der 100 mächtigsten Frau der Welt abgerutscht (laut Forbes). Dort war Angela auf Platz Eins. Oprah war immerhin auf Platz 21 und die macht jetzt immer mehr Wahlkampf für Obama. Den braucht er eigentlich nicht mehr, jedenfalls nicht gegen Hillary. Obwohl sie es noch nicht zugibt: Es wird noch mindestens fünf Jahre dauern bis eine Frau amerikanischer Präsident ist. Bis dahin kann man nur hoffen das Barack im Nominierungswahlkampf nicht zu viele Federn gelassen hat. Mal sehen was wohl aus seinen Töchtern wird … die Klein-Obamas. Ein Baseballteam kaufen die sicher nicht und 152 Leute in die Nadel laufen lassen … traut man ihnen auch nicht zu. Vielleicht werden die ja mal was ganz anderes: Lehrer, zum Beispiel. Irgendwas mit Substanz. Da freut sich der Außerirdische.

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