Katastrophale Auswirkungen

Kennen Sie das? Auf einer Party wird das lustige Partyspiel „Was ist Dein Porno-Name?“ gespielt?
Natürlich heißt es nicht wirklich so. Mehr: „Wie wäre Dein Pornodarsteller-Name?“.
Meistens erklärt dann ein bebrillter Intellektueller in Tweed-Jackett und mit diesem leicht ranzigen Eindruck das „Porno-Namen meistens aus dem Namen des ersten Haustiers und der Straße, in der man aufgewachsen ist“ bestehen.
Was für gewöhnlich vollkommener Schwachsinn ist.
Ich kenne niemanden der sein Haustier Kelly nennt. Und zeig’ mir einer die Straße in Deutschland, die Trump-Allee oder Buster-Weg heißt.
Irgendjemand hat aus irgendeinem mittel- bis zweitklassigen amerikanischen Film dieses Spiel adoptiert und dann in deutsche WGs eingeführt. Und die Prenz’lberger gehen darauf ab wie Schmidts und Müllers und sowieso alle Katzen.
Da zeigt sich die verklemmte Kleinstadt-Proletarie. Sinologie studieren, aber statt die Kurzfilme im Arte-Nachtprogramm die Sexy Sportclips gucken.
Feine Bande.
Was uns zur Tatsache führt: Unsexualisiert aufgezogene Kinder, in modernen Großstadt-Kinderläden (als gäbe es nicht genug was man vermarkten kann, stellen sich jetzt auch noch die Freunde des freien Libanon an und feilschen um ihre Brutpflege), werden dieser Tage unvorbereitet und ungenügend auf die moderne Welt losgelassen.
Als früher noch Jim Knopf, ein eindeutig schwarzer Junger, dem weißen Kind die furchtsame Toleranz gegenüber der Willensstärke des schwarzen Mannes lehrte, gibt es heute asexuelle Affen. Dodo, der kleine Affe. Ein eindeutig nicht eindeutig geschlechtlicher Affe tobt mit seinen buntgefärbten Einerlei-Freunden durch einen anti-sexualisierten Urwald. Wie soll sich da ein junges Mädchen auf den anstehenden Kampf am Arbeitsmarkt und auf sexistische Witze vorbereiten? Bei Jim Knopf war immerhin klar: Die Prinzessin war Prinzessin, und sonst nichts. Hier wurde Rollenbild entworfen und gleichzeitig bewusst gemacht: Wenn Du mehr als Prinzessin sein, und vom bösen Drachen Mahlzahn nicht versklavt werden willst, musst Du handeln wie ein schwarzer Junge: Mutig und gestanden. So!
Deswegen fordere ich: Es muss wieder das Erkennen des Rassismus schon in den Kinderzimmern gelehrt werden.
Ein schwarzer Präsident von Amerika darf nicht das Ende, es muss der Anfang sein. Als Erstes: In einer Ben Stiller-Komödie müssen Mischehen Einzug halten (und Jeremy Piven redet mit Nia Long zehn geschlagene Minuten über Blowjobs). Außerdem: Eine neue CSI-Serie, vielleicht Baltimore, muss einen Schwarzen als Leiter der Abteilung haben (Chiwetel Ejiofor, dann kriegen die auch endlich ihren Emmy für besten Darsteller!). Darüber hinaus: Türken sollen nicht nur in Tatorten ermitteln, sie müssen Talkshows im ARD-Abendprogramm moderieren. Talksshows in denen Ehrenmorde und Radikalismus diskutiert werden. Darüber hinaus ein literarisches Quartett mit einem Juden (muss nicht Marcel sein, aber Michel auch nicht), einem Preußen und einem Moslem (vielleicht hat der Khaled ja Zeit).
Soviel dazu.

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