Seegurke, schon mal jemand gesehen? Nicht nur ein furchtbarer Name, sie sieht auch noch so aus. Nach der Meinung einiger Wissenschaftler allerdings, gelingt der Seegurke das, wonach wahrscheinlich jeder strebt … jedenfalls jeder, der einen Gott-Komplex mit sich rum trägt oder irgendeine andere Art von Angst vor dem Verschwinden hat: Unsterblichkeit.
Ja, tatsächlich. Theoretische Unsterblichkeit. Hat irgendwas mit fortwährender Zellteilung zu tun und natürlich nur unter optimalen Bedingungen, so ungefähr wie damals Perry Rhodan. Relative Unsterblichkeit.
Und dann gibt’s da noch diese Quallenart, die ist so was wie der Wiederholungs-Benjamin Button der Tierwelt ist. Sie entwickelte sich ganz normal, aber ab einem gewissen Alter kann sie sich zurück in die geschlechtsunreife Jugend entwickeln. Wenn die das immer wieder macht, auch hier: Theoretische Unsterblichkeit.
Gratias tibi ago, domine
Pflanzen sind da auch ziemlich gut drin. Ein Mammutbaum in Kalifornien ist nachgewiesene viertausend Jahre alt. Denke mal nicht dass irgendjemand die Ausweispapiere einer Qualle überprüft hat. Viertausend Jahre. Dann gibt’s noch diese Espe in Utha, 800000 Jahre, die klont sich allerdings auch dauernd selber, deswegen.
Der älteste Mensch ist 1997 gestorben und wurde 122 Jahre alt. Sie war Französin, war ja klar. Man kann jetzt, über ein Tool im Internet, bereitgestellt von der Eduard Aeberhardt-Stiftung, seine persönliche Lebenserwartung berechnen. Oder man hält sich, wie jeder geistig gesunde Mensch, an die statistischen Mittelwerte und harrt der Dinge die da kommen, vielleicht wird man ja überrascht, vielleicht schläft man so auch besser.
Haec credam a deo pio, a deo justo, a deo scito?
Weltweit ist die durchschnittliche Lebenserwartung 65 Jahre. Am ältesten werden Menschen in Macao, in Japan und in Hong Kong, und liegen dabei mehr als fünfzehn Jahre über dem Durchschnitt. Deutsche werden im Schnitt 77,8 Jahre alt. Wenn also der achtundsiebzigste Geburtstag nahe rückt … aber das ist Statistik und ein Wert für die erste Welt. Die dritte Welt weicht ab. In Mozambique wird man durchschnittlich nur 42 Jahre alt. Genauso in Simbabwe, in Sierra Leone und auch in Afghanistan sieht es nicht viel besser aus. Gilt allerdings nur für Einheimische.
Die deutschen Soldaten, die neulich zum ersten Mal in der deutschen Nachkriegsgeschichte in aktive Kampfhandlungen verstrickt waren, zählen deutsch, werden also 77,8 Jahre alt. Sag das mal den zivilen Verlusten. Vielleicht will man in der dritten Welt aber auch einfach nicht älter werden …
Cruciatus in crucem
Die durchschnittliche Lebenserwartung einer Frau in Saudi Arabien ist fast so hoch wie die in Deutschland. Nur das das Leben da nicht recht Spaß machen will.
Woher kommt das eigentlich, dass wir zu fast jedem Land auf der Erde gute wirtschaftliche Beziehungen pflegen? Und fast jedes Land der Erde will Beziehungen zu uns. Saudi Arabien ist nach eigener Aussage sehr interessiert an Deutschland, nicht zuletzt seit der Fußball WM. Man will die deutsche Sprache lernen, über 200 deutsche Unternehmen arbeiten dort. Literatur, Kunst, Musik, Theater? Not so much.
Warum auch. Wenn Bandits in Saudi Arabien im Kino laufen würde, würden sich alle wundern. Frauen dürfen dort nämlich nicht Autofahren. Ja, die absolute Monarchie ist schon einer feiner Platz. Wählen dürfen Frauen da auch nicht, was auch: Es gibt ja keine politischen Parteien. Gäbe es welche, würde sich vielleicht jemand dagegen wehren, dass Frauen dort einen gesetzlichen Vormund brauchen oder dass Homosexualität mit der Prügelstrafe, homosexueller Sex sogar mit dem Tod geahndet wird. Ich hoffe Guido bringt denen dort Brokeback Mountain auf DVD mit. Aber das Auswärtige Amt beschreibt die Beziehungen als freundschaftlich und spannungsfrei. Für uns vielleicht …
uus in terra servus, nuntius fui; officium perfeci
1985 war ich vier Jahre alt. Kohl war noch Kanzler und die Dire Straits brachten Brothers in Arms raus. Vielleicht wäre es Zeit für ein Sisters in Arms.
Auf eBay hat neulich eine junge Brasilianerin ihre Unschuld versteigert um ihrer Großmutter einen neuen Lungenflügel kaufen zu können. Auf Craigslist findet man Variationen davon jeden Tag.
Eine Textzeile aus Brothers in Arms heißt „And we have just one world, But we live in different ones”.
Cruciatus in crucem, eas in crucem
Jemand hat mir mal erzählt, dass junge, frischgebackene Pilot, wenn sie in eine dichte Wolke hinein fliegen, nicht ihren Instrumenten trauen. Sie schauen auf den künstlichen Horizont, er bleibt gleich, aber sie korrigieren die Maschine trotzdem nach Gefühl. Sie schauen auf den Höhenmesser, auf Neigungswinkel und auf alle anderen Anzeigen, trauen diesen Anzeigen aber nicht, und korrigieren. Die Anzahl von jungen, frischgebackenen Piloten, die auf dem Kopf fliegend aus dichten Wolkenbänken herausfliegt, würde jeden umhauen.
Vertrau dem Kurs, Greenhorn!
Und ein bisschen mehr Gravitas.