Steffen Seibert, ehemals Moderator von „Hallo Deutschland“ und dem ZDF-Morgenmagazin, ist neuer Leiter des BPA. Er ist die neue Stimme der Bundesregierung. Die vorherige Stimme, Ulrich Wilhelm, wird Intendant des Bayrischen Rundfunks.
Es wirkt alles irgendwie schräg. Nicht das sich das BPA eine Grinsebacke wie Seibert sucht. Natürlich braucht man für die nichts sagenden Äußerungen der CDU/FDP-Regierung wenigstens ein freundliches Gesicht.
Es ist dieses Wechselspiel an der Spitze. Der öffentliche Rundfunk wird, demnächst sogar höchstamtlich und als Steuer, vom Bürger finanziert. Das ist nicht schlimm. Ich bezahle mit meinen Steuern auch Panzer und Landminen, die ich nicht mag, kann ich also auch gleich die Nachrichten und Unterhaltung mit bezahlen. Oder?
Ich will nicht (wieder) über Qualität streiten. Mich nicht (wieder) beschweren das die ersten, zweiten und dritten Programme mittlerweile so abgeflacht, unanspruchsvoll und kulturell egal sind, dass man genauso gut 24 Stunden lang Jamba-Sparabos in Dauerwerbesendungen verkaufen könnte, nur unterbrochen von „Nennen Sie vier Autmarken mit Y“-Spielchen vor Pappwänden. Damit würde man wenigstens Gewinn erzielen. Nein. Keine Qualitätsdebatte. Heute nicht.
Es geht um die Freiheit der Presse. Die vierte Gewalt. Die keine Gewalt mehr ist, oder aber doch. Nur eben keine eigene Gewalt mehr, wenn sie gesteuert und beeinflusst und durch Karrieren verknüpft ist mit der ersten Gewalt und der zweiten und sogar der dritten Gewalt. Steffen Seibert ist mir nie besonders aufgefallen. Nicht als politischer Mensch, nicht als Überzeugungstäter. Ich denke aber es macht sich gut auf einem Lebenslauf „Regierungssprecher“ zu sein. Das ist okay. Jetzt weiß ich wohin ich ihn stecken kann: Karrierist.
Als Intendant des Bayrischen Rundfunks unterstehen Ulrich Wilhelm Rundfunkgebühren von knapp einer Milliarde Euro, welche das Programm auskleiden, dass er „intendiert“. Selbst im Grundgesetz steht etwas von einer „staatsferne“ der Rundfunkanstalten.
Vielleicht sollten wir überhaupt keine Rundfunkgebühren zahlen. Mal sehen wie sich die Medienlandschaft dann verändert. Schlimmer als jetzt kann es ja nicht werden. Vielleicht kommen Zuschauer zurück, wenn man sie – in Konkurrenz – wirklich mit Qualität locken muss. Zuschauer die keiner in irgendeiner Statistik hat, weil sie seit Jahren kein Fernsehen mehr gucken. Angewidert von dem was dort ausgestrahlt wird.
Angewidert war ich auch, als ich das erste Mal vom „Comedy Central Roast“ gehört habe. Dies ist ein Format des amerikanischen Comedy-Spartenkanals, indem abgehalfterte Showgrößen (also F-Prominente) von einem „Panel“, bestehend aus noch viel abgehalfterten Prominenten, niedergemacht und vor laufender Kamera und Studiopublikum beschimpft werden. Sie werden im Neudeutsch „geroastet“. (Ja, genau: Uah!!!) Dieses Format gibt es seit Ende der Neunziger.
Waren am Anfang eher „sympathische“ oder durchaus respektierte Schauspieler und Comedians, wie Jerry Stiller oder Drew Carey, Ziel der einstudierten und klassisch-lustigen Attacken, drehte sich das Format in den letzten Jahren deutlich in Richtung: Abgehalftert. Pamela Anderson wurde 2005 aufs Korn genommen, und es wurde böse. 2006 war William Shatner dran und jetzt: David Hasselhoff.
Gibt es jemanden der abgehalfterter ist? Irgendjemanden? Der kleine Junge mit dem Lichtschwert, von dem Youtube-Video wirkt stolz und respektiert im Vergleich zu ihm.
Moderiert wurde die jüngste Sendung von Seth MacFarlane, dem Schöpfer von Family Guy. Ähnlich war der Humor. Sowieso: Die geskripteten Kalauer-Triaden hörten sich wie das übrig gebliebene Material von verzweifelten, zweitklassigen Sitcom-Schreibern an. Normalerweise müssen die Witze wie „Schatz: Du warst doch einkaufen. Aber Du hast die Milch vergessen.“ „Ja. Geh doch in den Supermarkt und kauf noch welche. Wo Du schon dabei bist: Bring Mehl, Butter, Zucker, Saft, Speck, Aufschnitt, Käse, Brot, Getränke und den Rest mit. Ich hab’ einiges vergessen.“ schreiben, die sich eigentlich nicht mal durch die blechern klingenden Retorten-Lacher ertragen lassen. Da hat sich also einiges aufgestaut. Wichtig bei dem „Roast“ ist auch, dass sich alle gegenseitig rösten.
Ich frag’ mich wie das in Deutschland aussehen würde. Ja. Ehrlich: Mir hat der Hasselhoff-Roast sogar Spaß gemacht. Na gut, es waren ein bisschen viele „David Hasselhoff ist in Deutschland berühmt, deswegen … (es folgt irgendeine Anspielung aufs dritte Reich)“-Witze dabei, aber trotzdem: „The Hoff“ geht mit seiner siechenden Karriere wenigstens so um, dass ich was davon habe. Und wenn es nur ein billiger Lacher ist. Ich wünsche mir mehr solches Verantwortungsbewusstsein. Man könnte in Deutschland doch statt Dschungelcamp auch so etwas machen. Ein deutscher „Roast“. Ich frage mich, wie das aussehen würde: