Norbert Röttgen sitzt da, als wollte er gleich rufen: „Was wollt ihr denn von uns? Wir tun doch genau was ihr verlangt!“ Und er hat Recht.
Seit Fukushima wurde den Deutschen, jedenfalls denen die in repräsentativen Umfragen immer wieder auf Prozentbalken gespannt werden, klar: Da war doch was. Dreißig Jahre einer grinsenden Sonne sind nicht spurlos an uns vorbei gegangen und „Atomkraft, Nein Danke“ hat es endlich ins kollektive Gedächtnis geschafft. Gott sei Dank. Und irgendwann kann sich auch eine Bundeskanzlerin, die gerne mal sitzenbleibt, nicht mehr gegen schwindende Umfragewerte wehren. Und jetzt geht es los. Atomausstieg, von der CDU? Und alle begannen zu schreien. „Ha. Das ist doch nur dem Volk nach dem Mund geredet.“ Ja. Richtig. Na und?
Stimmt: Norbert hat vor einem halben Jahr noch gesagt das es ein „Meilenstein“ sei, doch noch länger an der Atomkraft zu hängen, vor ein paar Tagen war es dann ein „Meilenstein“ schnell auszusteigen. Natürlich ist das hart für einen Politiker, seine Richtung ändern zu müssen. Man sieht es ihm an und es geschieht ihm Recht. Aber zum Glück sind Röttgen und Merkel Populisten, sonst würde nichts passieren. Und was haben wir uns den Atomaussteig gewünscht? All die vielen Demos und Castor-Blockaden! Und jetzt ist es soweit. Endlich, will man rufen.
Für ein paar Tage war es da auch okay, dass wir auf der CDU rumgehackt haben, aber irgendwann sollten wir uns vielleicht einfach freuen, dass es jetzt nicht mehr auf unbestimmte Zeit in Deutschland strahlt.
Am Mittwochabend, bei Hart aber fair, schien es dann aber noch nicht genug. Plasbergs „Faktenchecker“ glaubten gar, dass bei abgestellten Atomkraftwerken im Winter kein Strom mehr da sei. Und der Chefredakteur der Wirtschaftswoche (wie passend) glaubt an den Blackout und das dann Arbeitsplätze in Fabriken verloren gehen, weil für ein paar Stunden nichts produziert werden kann. Was man Herrn Tichy mal sagen sollte: Seine Kollegen aus der Wirtschaft brauchen bestimmt keinen Grund wie „wegen Blackout“ um noch mehr Stellen abzubauen. Und mal ein paar Stunden ohne Internet, haben die Menschen vielleicht ganz nötig. In diesem Sinne: Ich geh‘ jetzt mal raus, ohne Laptop.
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