Gleichnishaft gesprochen: Also ich bin Fan dieser Fußballmannschaft. Nichts Großes. Sagen wir: HSV, oder so. Der Verein gilt als unabsteigbar. In der Vergangenheit gab es große Erfolge, man hat das Spiel voran gebracht. Aber heute sind da so ein paar Stammspieler, ich weiß auch nicht. Nennen wir sie Beck, Gabriel und Nahles. Der eine, hat so ein überhöhtes Selbstvertrauen, es ist peinlich. Der andere, beschwert sich nur über die Fans und die Dritte, will immer viel, kann aber nichts richtig und nimmt niemanden mit, so das am Ende sie keiner mehr mag.
Es läuft also nicht in der ersten Mannschaft. Niemand trainiert ordentlich, keiner bereitet sich vor, leistet substantielle Arbeit und der dauerrauchende Altersvorsitzende schimpft und schimpft und schimpft. Der letzte Sieg ist ziemlich lange her … In diese Stimmung schaltet sich dann der Star der Amateurmannschaft ein. Vor zehn Jahren hatte der ein einziges gutes Spiel, seit dem reitet er die Welle. Die meisten Mannschaftskollegen sind schon angepisst. Jetzt redet er auch noch in die erste Mannschaft rein, will sich ins Gespräch bringen …
Das Schlimmste aber ist: Der schlechteste Spieler, ein echter Todbringer, bleibt in der Mannschaft. Wird immer wieder aufgestellt. Und dann steht er da auf dem Feld, mit Sprachfehler und Hängeauge und ich denke nur: Was soll das denn? Komischerweise stehen scheinbar alle hinter ihm. Was soll das? Was ist los mit meinem Verein? Jahre hab ich an ihn geglaubt, habe die Helden der Vergangenheit gefeiert, mich sogar mit diesem einen Cheftrainer arrangiert, bei dem es plötzlich nach der Sport „Agenda 20-10“ ging … war mir egal. Ich mochte die SP- – – ich meine den HSV. Ich war ein großer Fan, trage am Wochenende die Trikots und alle vier Jahre geh‘ ich ins Stadion und setze mein Kreuz in den Fanblock. Und nun dieses Durcheinander. Der Club steckt seit Jahren im unteren Mittelfeld der Tabelle fest. Keine Leistung, nur Verwirrung.
Eventuell muss ich mir einen neuen Verein suchen. Aber zum FC Bayern geh ich nicht. Das ist klar. Vielleicht ist es aber auch an der Zeit, dem Fandasein ganz abzuschwören. Schade wär’s ja. Wirklich schade. Hat immer so viel Spaß gemacht. Ich war immer so sicher, ich feuere die richtige Mannschaft an. Neuerdings denke ich: Gibt bessere Dinge die man Samstag um halb Vier tun kann … vielleicht politisch engagieren?
HARLEKIN POST (009) Mein alter Lieblingsverein
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