Ein Planetoid ist ein Kleinplanet, der sich in einer kelperschen Umlaufbahn um die Sonne bewegt. Das heißt, er kreist in Ei-Form um den Systemmittelpunkt. Manchmal näher dran, manchmal weiter weg.
Ironie der jüngeren Sternengeschichte: Die Sternenwarte Drebach hat den Planetoiden 1998 SG15 nach Michael Ballack umbenannt.
Umkreist hat der ehemalige Kapitän der Nationalmannschaft, und der ehemalige Kapitän von Bayer Leverkusen, der ehemalige Kapitän von … eigentlich von allem. Umkreist hat dieser Ehemalige die internationalen Erfolge immer. Er wollte Championsleague-Sieger werden, leider wurde er nur zwei Mal Finalist. Er wollte Europameister werden, auch hier: Finalist. Er wollte Weltmeister werden … man ahnt es: Finalist. Der Planetoid erreicht die Sonne eben immer nur auf Rufweite, weiter kommt er nicht dran.
Michael Ballack ist jetzt raus aus der Nationalmannschaft. Und wie das so ist, bei einem der immer dafür gelobt wurde sich einzusetzen, nun aber einfach nicht mehr eingesetzt wird: Er setzt sich für sich selber ein. Er keift, zofft sich und brüllt. Und jetzt wird es unangenehm. Nicht für ihn, für uns. Er schimpft und schimpft.
Man erinnert sich mit einem Schaudern an das Drama von Moskau, als Ballack im Regen auf dem Rasen saß. Die Krone des internationalen Vereinsfußballs war verpasst worden. Der ungekrönte König Ballack. Die Welt dreht sich weiter, aber der Planetoid kann es nicht verkraften sich von ihr zu entfernen. Tränen. Immerhin: Er kommt bestimmt wieder. Nicht als Spieler, aber irgendwann als Kommentator bei SPORT 1 oder SKY. (So was wie die Resterampe für die, die nichts zu sagen haben, aber mal dabei waren. Der Rest darf zu ZDF und ARD). Dann kann er wieder glänzen und weise über den Verlust einer Weltmeisterschaft sagen: „Keiner verliert ungern.“ Wie wahr. Schließlich liegt im Verlust die viel größere Errungenschaft. Und sowas „kann man nicht trainieren, sondern nur üben“.
HARLEKIN POST (010) Oh Captain, mein Captain
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