Warum ist man dick? Warum ist man nicht dick? Was sind die Risikofaktoren?
Eine aktuelle Studie zum Thema „Diäten“ besagt: Wenn man mit 16 Jahren eine Diät gemacht hat, stehen die Chancen besser mit 30 an Adipositas (was soviel heißt wie: Fettleibig zu sein) zu leiden (siehe: Viner & Cole).
Darüber hinaus macht es keinen Unterschied ob man ausgeglichene Diäten (fettarme Ernährung, Gemüse & Obst, etc.) bevorzugt oder sich einfach dünn hungert, also traditionell fastet (siehe: Neumark-Sztainer).
Abnehmen macht also dick? So gesehen sind all die ganzen Fettzellen-Konglomerate, die unglaublich unattraktiven, schwitzenden und keuchenden, dicken Kindern nur ein Opfer der Diätsucht ihrer Eltern? Ja? Wirklich? Bestimmt, und wenn man ganz fest dran glaubt bringt man auch ne Melone zum explodieren. Ganz sicher …
Dicke Kinder sind genauso daran schuld das sie dick sind, wie ich am Sonntagmorgen daran schuld bin das ich nicht aus dem Bett komme.
Der Grund ist doch: Ich hab’ alles dafür getan nicht aus dem Bett zukommen, so wie die kleinen, fetten Kinder alles dafür tun dick zu bleiben. In meinem Fall, hab’ ich zuviel gesoffen, wieder mal Wein und Bier und irgend so einen Gewürzlikör (den Florian weißgott wo aufgetrieben hat) durcheinander getrunken und jetzt muss ich dafür büßen. Und so müssen es auch die fetten Kinder.
Süßigkeiten, Schokolade, Joghurtpaste, Geleebonbons … all jene „Nahrungsmittel“ (wobei ich mir nicht mal sicher bin, ob diese Dinge einen solchen Status überhaupt verdienen) … all das, was man aus nem Automaten am S-Bahnhof (alleine da müsste man schon stutzig werden) ziehen kann … all das hilft dabei dick zu werden, zu bleiben und sowieso nur einem Zweck: Befriedigung.
Ja. Ganz genau. Was haben nämlich alle Süßigkeiten gemein: Zucker. Saccharose.
Eine Zahl dazu: In den letzten 150 Jahren ist der Zuckerkonsum um das 20fache gestiegen. 40 kg Zucker nehmen wir jedes Jahr zu uns. 40 Kilo!
1850 waren es noch 2 Kilo. (Soviel ist mittlerweile in einer Kiste Cola drin … na ja, grob’ geschätzt.) Was doof war für die Leute im neunzehnten Jahrhundert, weil Zucker – neben ein paar anderen Wirkungen – auch für kurze Zeit Serotoninbildung im Gehirn provoziert. Heißt also: Zu Bismarcks Zeiten mussten die Menschen mit weniger „Glückshormon“ im Jahr auskommen als heute. Womit der weitreichende Erfolg der Spiderman-Trilogie erklärt wäre: Nur gedopt kann man so einen Schwachsinn gut finden.
Im neunzehnten Jahrhundert dagegen gab es einfach nicht genug Zucker, in keinem der Rezipienten, um Nietzsche eine heitere Seite abzugewinnen. Heutzutage wäre das durchaus möglich, allerdings lässt sich Nietzsche an die Jugend so schlecht vermitteln. Zwischen Digimon und Pokémon und noch zehntausend anderen geisteskranken, japanischen Stop-Motion-Anime-Serien hat der „Fall Wagner“ soviel Platz wie ein Handvoll Pommes zwischen zwei fetten Kindern.
Der Punkt ist: Man wählt sich sein glückliches Verließ selber.
Und wenn man gewählt hat, dann sollte man wenigstens dabei bleiben. Den Ausgang aus der selbst gewählten Unkenntlichkeit, den muss erst noch jemand proklamieren.
Dick sein ist wie in der PDS sein, oder in der katholischen Kirche: Es zwingt einen niemand dazu.
Aber hat man sich einmal dafür entschieden, man findet allerorts irgendeinen Verein der die „Rechte der Dicken“ schützen will. Moralversessene und meistens Elternbeirats-Medienwächter beschweren sich über die vorrangige Darstellung von Dünnen und die Unterrepräsentation von dicken Kindern. Allgemein seien ja die Vorbilder in Funk- und Fernsehen so unrealistisch dünn und aufgetakelt.
Natürlich sind die alle dünn und aufgetakelt! Schon mal einen Film gesehen in dem auch der Hauptdarsteller nicht geschminkt ist? Hm? Nein? Hätte ich auch nicht gedacht.
Es gibt eben die, die den schnellen Weg zum Glück wählen, über Schokokuchen und Karamellbonbons und die, die bei MacFit auf dem Stepper schwitzen. (oder altmodisch zum Curling gehen, oder wo auch immer richtigen „Sport“ machen!)
Ich nehm’ mich da gar nicht raus. Körperlichkeit ist nichts mit dem ich so einfach umgehe, zusammen mit dem Rest der Menschheit (schätze ich mal). Wir möchten uns die absolute Gleichberechtigung einreden, aber gesteuert von Abermillionen Faktoren (äußere & innere), werden wir klein, groß, dick, dünn und doof oder schlau.
Nur die Einstellung dazu, die wählen wir selbst. Wir kaufen Salzstangen oder Sacher-Torte, Plateau-Schuhe oder Sneakers, Nietzsche oder Tommy Jaud.
Was mir dabei einfällt: Wetten dass…? lief wieder. Angeblich soll es nicht „sooo“ die bescheuerte Sendung gewesen sein. Der „sexiest man alive“ trug die Familienministerin durch die Halle.
Nachdem mir erklärt wurde, dass man mit der Fähigkeit ein Handtuch „aufzurichten“ (mit dem entsprechenden Körperteil) seine Potenz messen kann, fiel mir folgende Saalwette ein: Alle achtundzwanzig Brockhaus-Bände, ohne die Arme oder Beine zu benutzen, in der richtigen Reihenfolge in ein Regal heben. Mal ne Wette mit Substanz.
Ich schmeiß‘ jetzt zwei ben-u-ron ein und kill dann ne Prinzenrolle, mit Anstand. Gute Nacht.
Mein Advent, Dein Advent. Teil 2: Panik (in acht Punkten)
Jemand hat mir neulich das Konzept des Weihnachtsmanns als „doch irgendwie anarchistisch“ verkaufen wollen: Der Weihnachtsmann fährt durch die Welt und verteilt selbstlos seine Geschenke, jeder bekommt was er will.
Ich halte das für ausgemachten Bullshit. Humbug, um germanisch zu bleiben.
Der Weihnachtsmann ist alles, aber kein Anarchist.
Er ist vielmehr wie ein Kaufhaus, in dem man mit Karma-Punkten einkaufen kann. Vielleicht ist er auch ein zuverlässiger Paketdienst, wobei mein „Weltfrieden“, den ich sechsundneunzig bestellt habe, immer noch nicht da ist.
Menschen geraten ja unglaublich schnell in Panik, gerade wenn etwas nicht da ist was eigentlich da sein sollte. Zum Beispiel: Sicherheit.
Und plötzlich rufen alle „Feuer!“
„Droht jetzt die Brutal-Rezession?“, stand vor kurzem auf der Bild-Zeitung. Die SZ verlangte nach der Feuerwehr, glaubte aber dass die Koalition dem nötigen „Rettungspaket“ misstraut. Gleichzeitig führte der Spiegel eine neue Rubrik unter dem Titel „Desolate Wirtschaftslage“ ein.
Irgendwie erinnert mich das an die Geschichte von dem Jungen, der vor der Stadt aufpassen soll dass der Wolf nicht kommt … oder sollte er auf die Schafe aufpassen? Egal: Jedenfalls ruft der Junge irgendwann aus Langeweile „Wolf!“ und alle kommen angerannt. Kein Wolf da, Dorfbewohner sauer, der Junge macht das noch einmal und beim dritten Mal kommt der Wolf wirklich … bla, bla … man weiß wie das ausgeht. Gemetzel, tot: Wie ein Eli Roth-Film. (Übrigens: Hostel 2 war ja so unendlich schlecht!)
Der Punkt ist: Diesmal ruft der Junge-Schrägstrich-„Die Medien“ „Wolf“ und die Dorfbewohner-Schrägstrich-„Die Bevölkerung“ glauben ihm. Einfach so. Und wenn man dran’ glaubt, auch ohne Beweise, dann wird der Wolf irgendwann Wirklichkeit. Tada!
Fertig ist die Panik.
Aber seit wann soll die Wirtschaftslage denn „desolat“ sein? Hab ich irgendwas verpasst?
Wir hatten im September ein Außenhandelssaldo (Ausfuhr minus Einfuhr) von 15 Milliarden Euro. Das ist so gut (oder schlecht) wie durchschnittlich in den letzten zwei Jahren [Zahlen vom statistischen Bundesamt].
Wo liegt also das Problem? Aber allerorts hören wir die Gründe für Feiglinge nicht zu investieren: „Oh, nein. Tut mir leid. Honda muss sich aus dem Motorsport zurückziehen. Die allgemeine, schlechte Weltwirtschaftslage … sie wissen schon.“
Ach, hau’ doch ab! Statt vor Jahrzehnten einfach mal zu sagen „Nein, 390 Millionen im Jahr um die Luft zu verpesten und dann auch noch immer hinterherzufahren … lieber nicht“, jetzt über die Generalentschuldigung dieses Weihnachtsfestes austreten.
Panik. Panik. Panik.
Man möchte beinahe glauben: Die Panik hat Methode.
Ganz so, als würde der gesamte Nachrichtenzirkus momentan nach dem altbewährten Acht-Punkte-Plan vorgehen: „Wie zieh’ ich eine PR-Kampagne auf?“
Punkt Eins: Definiere Deine Ziele.
Das ist leicht. Panik.
Punkt Zwei: Führe Forschungen durch.
Ha. Umfragen, Ergebnisse, Statistiken: Kein Vertrauen in die Wirtschaft und die Politik und sowieso alles andere auch. Die Linken sind zu Links, die Rechten zu Rechts und die Tagesschau führt uns jeden Abend vor: So frustriert sind sie. Aha! Was? Sie sind nicht frustriert? Dann wird es aber Zeit. Alle anderen sind es ja schließlich auch …
Punkt Drei: Verändere Deine Ziele auf Basis Deiner Forschung.
Alle sind in Panik? Gut. Dann heißt das neue Ziel … ehm … Sicherheit!
Punkt Vier: Lege eine Strategie fest.
Eine neue Sicherheitsstrategie, zum Beispiel.
Für innere, äußere, soziale und alle andere Sicherheit: Das in Amerika nach der Obama-Wahl ein paar mehr Gewehre in Iowa verkauft wurden, lief bei uns zur Prime-Time auf allen Kanälen! Angst haben sie. Und wir auch und sowieso und jetzt: Jetzt brauchen wir Rettungsprogramme. Und e-Mail-Überwachung und einen neuen Knut und dann noch ein Musical zum Schuh des Manitu und Christkindlmarkt und Gottesdienste im Fernsehen und mehr Qualität mit Gottschalk und und und …
Aber richtig. So mit Ad-hoc-Kommissionen. Milliardengeldern. Programmänderungen und Eingreiftruppen. Mit Soldaten gegen böse Piraten und einem Störtebekerfilm im Kino. Volksbefriedung und Militäreinsatz vor Afrika. Juhu!
Warum gibt eigentlich keiner mal ad-hoc Milliarden gegen den Klimawandel aus, oder für ein Bildungsprogramm das funktioniert? Zum Beispiel für ausgebildete Lehrer und Engagement und Individualabitur und das dreizehnte Schuljahr, damit unsere jungen angehenden Akademiker ein Jahr mehr Zeit haben sich auszutoben, bevor sie den Planeten retten müssen? Naaaaa? Nein. So viel Angst haben wir dann doch nicht.
Punkt Fünf: Erstelle Themengebiete, Symbole und Anreize.
Ha. Wir brauchen Führer. Weise und alte Männer, mit Taschenuhren und Zigarrenqualm. Zuuum Beispiel … Helmut Schmidt.
Was? Echt? Ja, ja. Auf dem Titel des aktuellen Spiegels steht „Wie ein Bundeskanzler a.D. zur Ikone der Deutschen wurde“. Hey: Herr Blumencron und Herr Mascolo. Betonung liegt auf „a.D.“! Außer Dienst. Wie der ICE-Eins. Oder die Audi-TT-Modelle, die sich bei Tempo 180 einfach überschlagen … hm?
Eine Ikone! Ikone, ich glaube ich spinne. Ikone von Stuyvesant vielleicht.
Der alte Seitenscheitelträger raucht wie ein Schlot, scheißt auf Menschenrechtsverletzungen in China und war mal Bundeskanzler und Außenminister zusammen (Ämterhäufung heißt das, glaube ich): Mir geht ja schon der Hut hoch, wenn einer gleichzeitig Aufsichtsratmitglied der Nordstream AG und Beirat der Rothschild-Investmentbank ist. Ups. T’schuldige Gerd.
Punkt Sechs: Rufe eine Organisation ins Leben, um Deine Strategie auszuführen.
Rufen … so wie Merkel am nächsten Sonntag ins Kanzleramt?
Schritt Sieben: Entscheide über das Timing und Taktiken
So wie der Bundesdatenbeauftragte Schaar gerade jetzt, wenn alle Angst um ihr Geld haben, davon spricht das sämtliche Daten der Bundesbürger im Netz gehandelt werden?
Schritt Acht: Führe Deine Pläne aus
Und dann ist es so weit … Die Anti-Angst-Kampagne.
Was ich mir dieses Jahr vom Weihnachtsmann wirklich wünsche: Perspektive.
Perspektive der Medien und in den Medien. Und ich meine echte Perspektive. (Und ich meine die alten Medien: Zeitungen und Anne Will, ähh … Fernsehen!)
Glatt übersetzt heißt Perspektive nämlich Durchblick. Und wer blickt hier noch durch?
Überall Panikmache, Angst, Furchtsamkeit. Nicht nur das einen die kürzeren Tage und dunkle Nächte, matschiger Halb-Schnee in den Straßengräben und auf jedem zweiten Internetwerbebanner ne bescheuerte Weihnachtsmannmütze um den gesunden Verstand bringen, nein! Auch wenn wir unseren Freund den Fernseher anmachen: Überall nur Angst. Dabei haben wir doch gerade da gelernt, nicht zuletzt von den Simpsons, dass am Ende alles gut wird. Homer fällt hundert Meter tief, aber nächste Woche sitz er wieder auf der Couch. Also bitte: Ein wenig mehr Zuversicht.
Nicht auf jeden Panikmache-PR-Gag reinfallen.
Natürlich ist klar: Diese acht Punkte sind schon ziemlich weit hergeholt. Immerhin sind sie fast hundert Jahre alt. Ein Typ namens Edward Bernays hat sie Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts aufgestellt und damit für die Tabakindustrie, genauso wie für Straßenbau geworben. Unter anderem arbeitete Bernays für die Amerikanische Gesellschaft für Multiple Sklerose und reduzierte den Namen der Krankheit auf „MS“, um sie für die Gesellschaft besser verdaubar zu machen.
Goebbels fand das so gut, dass er nach Bernays Buch die antijüdische Propaganda aufbaute. Jaha. Und jetzt kommt der Brüller: Bernays war Jude.
Oh. Ich liebe es wenn Pragmatismus Moral überholt. Was schrei ich nun? „Wolf“ oder „Feuer“?
Für die Bundestagswahl am 27. September wünsche ich mir das von Manfred Krug! …
Mein Advent, Dein Advent. Teil 1: Rasieren
Bildschirm eingefroren. Zurücklehnen. Da kann ich mich auch mal eben rasieren. Auf dem Weg ins Badezimmer fällt mir die Szene aus dem „Sommermärchen“ ein … und Xavier Naidoo trällert „Dieser Weg“. Verdammt da war die Welt noch rund. Gesternabend hat Florian Silbereisen doch tatsächlich Vater Abraham mit den Worten „Und Sie kennen ihn alle!“ angekündigt. Anschließend hat der designierte Dompteur der Schlümpfe zu Eberhard Hertels 70ten Geburtstag im Voll-Playback „Freunde sind dafür Freunde“ gestammelt. Oder war es „Freunde sind da für Freunde“? Ach, und wer ist noch mal Eberhard Hertel? Sie kennen ihn alle! 22,2 Prozent Marktanteil hatte der Silbereisen. Wer sich über Volksmusik aufregt, hat ja bekanntermaßen keine Argumente mehr. Dieter Bohlen hatte zur gleichen Zeit 20,6 Prozent. Stefan Raab hat dann noch 8,6 Prozent mit Stock-Car-Scheiß begeistert und auf Sat Eins lief die Lego-Show für 6,1 Prozent. Macht, summa summarum: 57,5 Prozent haben nachweislich Scheiße geguckt. Nicht irgendwelche Scheiße. Richtige Scheiße. 57,5 Prozent kann man so, mit gutem Gewissen, aufgrund instabiler Geisteslage einweisen. Wow. Würde mich mal interessieren was das am nächsten Wahlergebnis schrauben würde. Allgemein: Wahlen. Während ich mir die erste Schicht Gesichtshaar mit der groben Rasierstufe abtrage, kommen mir wunderbare Gedanken zur aktuellen Sonntagsfrage. Nein, damit meine ich nicht Anne Wills aktuelle Talkrunde unter dem Banner „Terror in der Luft“, was genauso wie der Untertitel eines aktuellen Kiefer Sutherland-Films klingt. Nein, ich meine die echte Sonntagsfrage: Fünf Parteien über zehn Prozent. Ich bin ja schon basisdemokratisch erzogen, aber soviel Indifferenz macht mir Angst. Um sich heutzutage im politischen Schmuddelwetter (oh Gott, ich klinge wie ein überambitionierter Redenschreiber für Guido Westerwelle) … wer sich da also noch absetzen will, der muss doch zwangsläufig Problemfelder wie Abtreibung oder Sterbehilfe wieder auf den Plan rufen. Würde ich auch. Gerade an Weihnachten, wenn wir doch alle Kinderaugen brauchen die wir kriegen können. Gerade in Bayern. Da wo man noch ans Christ“kind“ glaubt. Ob Josef seine Maria damals vielleicht auch zum „Wegmachen“ getrieben hätte? War schließlich nicht sein Kind. Damals war das doch undenkbar? Und die ganzen Erbkrankheiten, hat ja noch niemand den Vater von dem Kleinen gesehen. 90% aller Down-Syndrom-Kinder werden abgetrieben, fällt mir ein als ich den Rasierer auf zwei Stufen kleiner einstelle und mich ans Kinn und vorsichtig auch an den Leberfleck am Hals mache. Ist der vielleicht größer geworden? (Der Leberfleck!) Krebs ist heutzutage doch das Thema Nummer Eins, wenn es um Gesundheit geht. Irgendwo kam vor kurzem die Frage auf, warum man nicht einfach – wie damals beim Manhattan-Projekt – einen Haufen Ärzte, Forscher und Experten für zwei, drei Jahre irgendwo einsperrt und was gegen Krebs oder Aids findet. Das ist doch mal ein Vorschlag den man sich auf die Wahlkampffahnen schreiben könnte. Krebs heilen. Tada! Das wollen alle. Auch, oder gerade, die die Silbereisen am Samstagabend seine Milli-Vanilli-Variante abnehmen. Vielleicht gibt’s dann eine Silbereisen/Bohlen-Kombi-Sendung zur Auswahl der entsprechenden Ärzte. Okay: Kusch fliegt in der ersten Runde raus! Und nur die Buddhisten glauben an den „Recall“. Stattdessen beschäftigen weltweit die Pharmakonzerne und staatliche Forschungseinrichtungen mehr Wissenschaftler zu den Themen Diät-Pillen, Potenzmittel & naturreines Make-Up, als für Krebs- oder Aids-Forschung. Wer das nicht glaubt, braucht nur mal vor Weihnachten in eine Apotheke gehen. Ich seh da keine Pappaufsteller mit Pelé oder Erol Sander stehen, die für Pillen gegen Krebs werben. Aber: Achthundert neue Mittelchen gegen Schnupfen oder Husten. Am wirksamsten bleiben doch sowieso weiterhin warme Socken und Pfefferminztee. Gerade was die Reizhustenbekämpfung angeht: Die Mittel dagegen sollen sich wie ein „Film“ Innen an die Seiten der Luftröhre und der Schleimhäute legen. Großartig animiert in jedem zweiten Werbespot. Das Problem ist nur: Husten ist entweder berechtigt, dass heißt Fremdkörper sollen aus den Atemwegen befördert werden (dann braucht man auch keinen „Film“) oder der Reiz kommt alleine aus dem Gehirn (und dann hilft ein „Film“ ebenso wenig). Aber alles was sirupartig, blau und nach Menthol schmeckt, wird konsumiert wie Zimtsterne. Aber was reg’ ich mich auf: Fertig und frisch rasiert, schmier’ ich mir genauso die Creme ins Gesicht. Als würde meine großporige Nase nach zwei Anwendungen Peeling und „Hautentspannungscreme“ irgendwie besser aussehen. Auch da hilft nur das Hausmittel: Kerzenlicht, statt Neonröhre.
Zurück am PC starte ich neu und wähle mich, nachdem ich siebzig Anti-Spyware und Firewall-Programme aktiviert habe, wieder ins Internet ein. Innere Sicherheit und die Kontrolle meiner eMails ist auch so ein Wahlkampfthema. Das über moderne Probleme immer die unmodernsten Menschen entscheiden.
Übrigens lief am gestrigen Samstag, unbemerkt von der Mehrheit der deutschen Fernsehzuschauer, auf 3 Sat ein Gala-Konzert – zeitgleich mit Silbereisen, Bohlen, Raab und Lego. Ich weiß nicht genau wie viele Menschen das Konzert gesehen haben, aber VOX lag mit 3,6 Prozent Marktanteil noch davor. Das Gala-Konzert hatte sogar einen guten Zweck: Es war zugunsten der Deutschen AIDS-Stiftung.
Letzte Chance …
Das drückende Gefühl der absoluten Lähmung. Nichts geht mehr. Die Kehle ist zugeschnürt und man wünscht sich nur drei Stunden, drei Tage, drei Monate oder drei Jahre zurück. Um all das Gesagte wieder rückgängig zu machen.
Aber wer kann das schon? Marty MacFly wohnt hier nicht mehr, stattdessen ist hier jetzt Beetlejuice zuhause. Und alles bleibt anders. Nicht gut, anders.
Chancen sind wie gute Abende, erst hinterher weiß man: Der war richtig geil. Besonders, um nicht zu sagen.
Und man ärgert sich, nein: Man schämt sich. Vor sich und vor sowieso allem. Man schämt sich. „Das hab’ ich versaut.“ Shame on me. Verdammte Kacke!
Bemessen
Wann hat das angefangen?
Die Austauschbarkeit der Welt, und damit auch der zukünftigen Auserwählten?
Es geht heute doch nicht mehr um etwas „Besonderes“, es geht um das Muster einer Einzigartigen. Nur das Muster.
Und hübsch muss sie sein. Egal ob Emo, Bolle oder Minderjährig:
Die Traumhaftigkeit der Musterlösung darf an Reiz nie ermüden.
Hauptsache sie ist knackig. Auch die Alten sind besser frisch.
Wie Werbung für Handys. Egal ob man damit wirbt, dass man jetzt auch Nachrichten aus der Astralwelt empfangen kann, oder einfach angibt, dass mit dem neuen „n96“ auch wieder das Telefonieren möglich ist: Hauptsache neu. Frisiert, frisch und poliert.
Es geht nichts über eine Renovierung. Niemand will in einem Hundertwasserhaus wirklich leben, aber das Bauhaus in Beige zu streichen: Brillant!
Der Faktor, welcher auch immer, ist das Maß. Darüber muss man erstmal nachdenken.
Vorstellungsvermögen
Sagen wir mal ich wäre James Bond. Schon gut: Ich bin natürlich nicht James Bond (nicht das ich das irgendjemandem verraten würde, wenn ich es wäre), aber sagen wir nur mal. Sagen wir mal ich wäre allergisch gegen Martini und gegen Wodka. Ich hätte ein Kindheitstrauma, welches um Sexualität und eine Walter PPK kreist und ich könnte beides weder anfassen geschweige denn benutzen. Außerdem sagen wir einfach mal ich wäre so scheu, dass ich meinen eigenen Namen nicht aussprechen könnte, und schon gar nicht wiederholen. Was würde ich dann tun? – Wenn ich immer noch James Bond wäre?
Fangen wir anders an: Sagen wir ich wäre Peter Sodann.
Ich bin sauer auf alle, weil zu wenig von den „allen“ sich die DDR zurück wünschen. Ich bin außerdem sauer auf den Westen, weil mit den Scheuklappen aus Stahlbeton auch mein Selbstvertrauen gegangen ist. Ich bin sauer auf das Deutsche Fernsehen, weil nur der MDR mich einlädt, ich aber dem WDR erzählen will wie gern er mich doch haben kann. Ich bin außerdem sauer auf mich selbst: Nicht aus Einsicht, sondern aus Zorn.
Ja. Stellen wir uns das mal vor.
Ein Wort zu den Grünen: „Mehr bewegen“? Wohin denn?
Gestern hab’ ich über Afghanistan und den deutschen Einsatz dort diskutiert.
Klar: Wir haben das ganze Ding nicht angefangen. Wir haben das Ding auch nicht in den Dreck bugsiert (Was nenn ich hier überhaupt „Ding“? Es ist ein gottverdammter Krieg. Ein Gottverdammter im wahrsten Sinne des Wortes und in einem Land das „gottweiß“ genug gesehen hat.). Aber okay. Wir haben nicht ohne UNO-Mandat angefangen. Aber das heißt doch nicht, dass wir nicht verantwortlich sind. Koks in Deutschland kommt auch aus Afghanistan. Wenn sich hier ein Opel-Manager auf dem Krisen-Gipfel die Nase pudert, dann hat da irgendwann mal ein afghanischer Bauer seine Hand drauf’ gehabt. Und wieder nichts bekommen. Was dort gebraucht wird ist nicht Chaos, sondern Aufbauhilfe. Straßen und Schulen und nicht Aufklärungsflüge. Und wer hat die besten Spezialisten, THW, rotes Kreuz, GSG9? Natürlich sterben im Krieg Soldaten. Und auch in Ländern die „befriedet“ wurden. Das heißt nicht, dass wir uns in der Außenpolitik den schweren Fragen entziehen können, nur weil sich auf dem Titel der Bild eine Sargreihe nicht gut macht.
Apropos Koks: Friedmann gegen Matussek. Zwei inkarnierte „Untertan“en labern sich vor lackiertem Tropenholz in orgiastische Zustände. Moraldebatten mit einem Morallosen und einem selbsterklärten „König der Blogger“. Und daneben sitzt die nächste Generation und grient sich ins Armani-Jackett. Warum ekelt man sich eigentlich vor den vormals Guten irgendwann nur noch?
Hotel-Lobby-Debatten. Natürlich waren nicht alle Nazis doof. Nicht alle waren schlau, aber einige waren eben auch vernünftig. Es wird auch vernünftige Menschen beim ORF geben. Aber eben nicht alle. Leider kommt es manchmal nicht auf alle an.