Bin Laden ist tot. Es lebe Bin Laden. Binnen weniger Tage nach dem Auftragsmord an Osama Bin Laden wurde gemutmaßt wer denn nun seine Nachfolge antritt. Ganz so, als wäre Bin Laden der FDP-Vorsitzende und man müsse unbedingt und ganz schnell und sowieso sofort wissen wer da nun als „Interims-Chef“ einspringt. Ehm. Warum eigentlich?
Erstmal: Warum gab sich die Welt nicht für länger damit zufrieden, dass Bin Laden erschossen wurde? Mal ne kurze Atempause, bitte. Der Hot-Dog im Stadion isst sich viel leichter, wenn man weiß: Der einzige Mann, der zehntausende in einem Stadion umbringen könnte ist tot.
Und dann: Warum muss mich das interessieren? Ist Al-Qaida so etwas wie der Rotary-Club? Will ich da wissen wer die Führung übernimmt, damit ich einschätzen kann: „Ja, ja. Der macht das bestimmt nicht schlecht. Gute Wahl, gute Wahl.“?
Und sowieso: Ist das nicht Augenwischerei? Hat man Al-Qaida nicht als terroristische Zellen-Organisation deswegen so gefürchtet, weil es eben nicht einen Kopf ab, den man abschlagen kann. Sozusagen „Franchise-Terrorismus“ (Tschuldigung, liebe Franchise-Leute.). Nur weil ein MacDschihad dicht gemacht hat, schließen ja nicht alle anderen auch gleich.
Nein. Wir brauchen ein Gesicht zu unserer Angst. Jetzt ist es eben der „Horrordoktor“. Sieht eigentlich auch aus wie Bin Laden. Und so niedlich wie die Beiden da zusammensitzen. Der Name geht noch nicht so leicht von den Lippen, aber das kommt bestimmt noch. Ansonsten: Der gleiche Bart, Turban … ne Brille hat er auch. Die großen Bösewichte sind immer Intellektuelle. Menschen die sich missverstanden fühlen, grauenhafte Genies. Wir suchen nach dem Dr. Frankenstein, den wir fürchten können. Dass es einen Frankenstein an jeder Ecke geben kann, dass wir uns belügen und belügen lassen: Nein. Das wollen wir nicht hören. Außerdem: Wie soll die nächste Staffel „24“ aussehen, wenn Jack Bauer nicht am Ende den Chefbösen töten darf. Im Namen von uns allen: Danke für einen neuen Bösewicht.
HARLEKIN POST (008) Chefsache
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