„Schutzengel“ von und mit Til Schweiger ist ein Film.
Er beginnt kompromisslos am Anfang der Geschichte, erzählt danach den Mittelteil und hört am Ende auf. Drei Akte oder fünf Akte. Man kann diesen Film kundenfreundlich einteilen wie man will. Krönender Abschluss ist der Abspann. Weiße, breite, gut lesbare Buchstaben auf schwarzem Grund. Die Geschwindigkeit der Buchstaben ist optimal gewählt: Dem geneigten Zuschauer entgeht nichts.
Die Auswahl der sonstigen Bestandteilen ist exquisit: Es gibt nahe Kameraeinstellungen, ebenso wie halbnahe und manchmal sogar eine weite Einstellungen. Innenaufnahmen wechseln sich mit Außenaufnahmen ab, als wäre es ein Klacks. Hin und wieder gibt sogar einen der heiß begehrten „Establishing Shots“ von Berlin. Es ist für jeden etwas dabei.
Ab und an wird, wie selbstverständlich, in Zeitlupe erzählt und anschließend – als wäre nichts passiert – wieder in Normalgeschwindigkeit. Die meisterhafte Montage von Bild an Bild, erlaubt sich nahezu keine Fehler. Immer ist etwas zu sehen. Nicht immer ganz, aber immerhin immer etwas. Toll.
Der Film verfügt auch über Farbe und Ton. Und gerade bei der Farbwahl wurde kunstbewusst auf den Einsatz von kräftigen Elementen verzichtet. Grau und Braun sind, ganz im Sinne eines reduzierten Oskar Schlemmer, tonangebend.
Musik gibt es auch, allerdings mit sehr wenig Gesang. Was wiederum die Konzentration auf die elektrisch erzeugten Geräusche gestattet und diese, den geneigten Zuhörer, auch genießen lässt.
Es gibt Schausteller und Darsteller, Komparsen und Komparsinnen. Es gibt einen Rollstuhlfahrer, ebenso wie einen Türken. Es gibt Frauen und Männer, alte und junge Menschen. Die Bandbreite von Personen ist schier endlos. Wunderbar um sich in den vielen Gesichtern zu verlieren oder wiederzufinden.
Der Film hat eine unglaubliche, ausgewiesene Länge von zwei Stunden und vierzehn Minuten, was eindrucksvoll beweist: Die Macher waren nicht faul. Außerdem erlaubt diese Länge im Kino den beliebten Überlängenzuschlag zu verlangen. Welch ein Glück.
Mit Vorfreude und Spannung harre ich der Zeit, da „Schutzengel“ als DVD-Beigabe der TV-Movie zugesteckt, oder neben der Kasse von ProMarkt für 5€ angeboten wird. Juhu!
(inspiriert durch Christoph Horst)
HARLEKIN POST (029) Schutzengel – Eine Filmkritik
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