Star Trek und Star Wars. Das waren die zeitaufwendigsten Themen, die zeitintensivsten Beschäftigungen meiner Jugend.
Daneben gab es zwar Schule und Basketball (allerdings längst nicht so zeitintensiv, wie es sich meine Eltern gewünscht hätten), und Mädchen und … Mädchen (längst nicht so zeitintensiv, wie ich es mir gewünscht hätte). Das mein Zeitaufwand für Star Trek und Star Wars etwas mit der chronischen Abwesenheit, gerade von Mädchen zu tun hatten, wurde mir erst viel zu spät bewusst.
Doch da war es längst zu spät. Zwar kann ich es heute einigermaßen verbergen, aber ich rede immer noch am allerliebsten über die beiden Star-Film-Reihen. Und tatsächlich über beide: Star Trek und Star Wars. Es gibt Leute … Fans … die meinen, man müsse sich entscheiden: Aber ich höre auch Rolling Stones und die Beatles. Blur und Oasis. Travis und Coldplay. Kein Problem.
Neulich hab ich mich gefragt: Wie kommt Darth Vader in „Empire“ eigentlich darauf, nachdem er Luke die Hand abgeschlagen hat, ihm zu sagen: Ich bin dein Vater!
Das ist so, als würde mich mein Vater ne Treppe runter schubsen und mir danach sagen: „Übrigens, Du bist adoptiert.“
Was Vader getan hat echt wirklich gemein. Richtig fies. Und Luke vorher auch noch zu fragen: „Wollen wir nicht gemeinsam die Galaxis regieren?“
„Ja natürlich. Jetzt wo ich keinen Arm mehr habe und ach … mein gesamtes Leben eine Lüge war. Sicher. Los geht’s. Let’s kill some Ewoks!“
Wenn man es so sieht: Vader ist zurecht der Bösewicht. Palpatine war niemals so ein Arsch. Der hat Anakin nicht den Arm abgeschlagen, damit der Samuel L. Jackson aus dem Fenster stößt! Und sind wir mal ehrlich: Eigentlich dürfte Vader am Ende gar nicht in diesen durchsichtigen-Geist-Jedi-Himmel kommen …
(So. Mittlerweile sollten alle Nicht-Fans … also Mädchen … aufgehört haben zu lesen. Da wir nun unter uns sind: Es wird noch nerdiger!)
Nun hat Disney Lucasfilm gekauft. Und nicht mal eine Woche hat es gedauert, da hieß es dann: Episode 7 wird gedreht. Und vielleicht noch mehr Filme. (Hoffentlich machen die bei Disney das nicht wie mit ihrer Aladdin-Reihe … da gab es am Ende zehntausend Abklatsch-Serien und zwei Dutzend „Direct-to-DVD“-Filme.)
Es sollen Spin-Off-Filme zu Boba-Fett, Han-Solo oder Yoda entstehen. Bei Star-Trek wäre das so, als würde man sagen: „Wir drehen einen Kinofilm namens ‚Chekovs Traumreise‘.“ Vielen Dank.
(Bei aller Fairness. So etwas gab es. Jedenfalls fast: Moontrap! Und Bruce Campbell spielt auch mit. Und noch was: Wäre Campbell nicht eigentlich der perfekte Kirk-Verschnitt in Galaxy Quest gewesen? Statt Tim Allen? Alter Schwede wäre das dann ein geiler Film geworden! Was Spaceballs für Star Wars war, hätte Galaxy Quest für Star Trek sein können. Aber ich phantasiere.)
Nun wurde vergangene Woche der Feuchte-Traum aller Lost-&-Star Wars-Fans wahr: J.J. fucking „Fringe“ Abrams … J.J. fucking „Alias“ Abrams … J.J. not so fucking great „Super 8“ Abrams … J.J. „Cloverfield“ Abrams … man könnte ewig so weitermachen. Auf jeden Fall, der Typ der uns kein Ende für „Lost“, kein richtiges Ende und furchtbar verwirrende Zeitsprünge für „Fringe“, und der Typ der uns einen der besten Star Trek – Filme gegeben hat … J.J. Abrams wird bei Episode 7 Regie führen. Tada! Wenn das nicht bei einigen Fans zu nasser Hose führt …
Immerhin gilt Abrams als der Superheld in allen Nerd-Träumen. Und ich muss zugeben: Mission Impossible 3 war großartig. Sein „Star Trek“ war toll … keine Ahnung was Eric Bana in diesem Film als Romulaner gemacht hat, aber der Film sah geil aus. Lense-Flare-Effekte noch und nöcher, Action und Karl Urban als Pille. Hammer! (Und war das Tyler Perry als Admiral? Madea himself? Hat der für seinen Alex Cross geübt?)
Doch irgendwie will sich bei mir nicht recht die Begeisterung einstellen, die ich seit der Verpflichtung von J.J. Abrams empfinden müsste.
Liegt es vielleicht daran, dass ich gar keinen neuen Star Wars – Film sehen will?
Kann das sein? Wie war das damals? In der ersten Mitternachtspremiere meines Lebens.
Episode I. Und es wurde geklatscht, schon als das Lucasfilm-Logo aufblendete.
Und dann: Ein furchtbarer Film. Furchtbar. Soviel war mir nach dem ersten Mal, und ist mir auch nach dem zwanzigsten Mal klar.
Ja. Ich habe Episode I – auch in der normalen, mit JarJar-Bings-Fassung – mehr als zwanzig Mal gesehen. Einfach weil er dazu gehört. Und weil George Lucas ihn gemacht hat. George Lucas. Er hat mit Star Wars eine Familiengeschichte erfunden. Vielleicht ist das sogar der springende Punkt.
Das ist die Unterscheidung von Star Wars und Star Trek: Star Wars war immer auf die Charaktere bezogen. Immer auf die Familie Skywalker. Deswegen heißt Lucas Anwesen auch „Skywalker Ranch“ und nicht „Star Wars Ranch“. Weil es um Luke und Leia und ihrem Drecksack von Vater, Darth Vader geht.
Bei Star Trek ging es immer um die ganze Crew. Ja. Da ging es auch um Kirk und Spock. Aber die waren Arbeitskollegen. Im Grunde während der gesamten Serie. Erst später – so ab Star Trek II – dann auch Freunde. Eben der normale Gang. Es war wie im Büro. Wenn Du nur oft genug, nach einer Weihnachtsfeier, neben nem Kollegen in der gemeinsamen Kotzelache aufgewacht bist, dann wird man Freunde.
Star Wars war immer eine Familiengeschichte. Eine zerrüttete zwar, mit dem disfunktionalen Vater/Schrägstrich/Peiniger Darth „Anakin klingt zu niedlich, deswegen heiß ich nur ohne Maske so“ Vader.
Diese Familiensaga – deswegen auch Star Wars-Saga – war mythischer und tiefenpsychologischer. Die Figuren in Star Trek sind immer am Weltraum, an einer „realistischen“ (hihi. Genau. In der Zukunft gibt es kein Geld!!!) Zukunftsvision interessiert. Eine Utopie. Und keine Dystopie eines Vaters, der seinen Sohn verstümmelt und dann seiner Tochter habhaft werden will, nur um sie einem alten Greis im schwarzen Mantel mit weißer Papier-Haut anzuvertrauen, um alle auf die „dunkle Seite“ (was nur anal sein kann!) zu ziehen. Happy-End? Wieviel Probleme hat sich Han wohl mit Leia ins Haus geholt? Und dann die pseudo-sexuelle Beziehung von Luke und Leia. Geschwisterliebe á la „Verbotene Liebe“! Na, kein Wunder. Bei dem Vater.
Wie dem auch sei. Genau wegen dieser Unterscheidung (Arbeiter-Freundschaftsromantik versus Space-Opera) kann ich auch ganz klar sagen: Ich mag beides. Star Wars und Star Trek. Klar hab ich mehr Stunden mit Star Trek verbracht – gab ja auch mehr zu sehen, der Weltraum ist groß – aber nichts knallt so in den Ohren, wie der „Imperial March“ von John Williams. Was das Visuelle angeht, war Star Wars schließlich immer einen Schritt voraus. (Aber immerhin hat Kirk Spock nie lasziv gefragt: „Na? So jung, und schon bei der Sternenflotte?“)
Was ich sagen wollte (bevor ich Schaum vor dem Mund hatte): J.J. Abrams dreht also Star Wars Episode 7. Und alle drehen durch. Ja, der kann das. Der ist gut. – Okay. Stimmt. Er kann Geschichten erzählen. Schnell und eifrig und meistens mit zu vielen Geheimnissen und Sub-Plots … egal.
Muss ich aber Star Wars von ihm sehen? Muss das sein? Die Geschichte von Darth, Luke und Leia, die gesamte Skywalker-Familiensaga ist doch beendet. Außer Leia dreht durch und verprügelt ihre Kinder, weil ihr klar wird das ihr Vater ihre Mutter umbrachte und dann auch daneben stand, als ihre Zieheltern umgebracht wurden … kann doch nichts mehr passieren. Oder?
Star Trek wird dagegen nie auserzählt sein: Deswegen freu ich mich jetzt auch schon auf „Into the Darkness“. J.J. Abrams hat die visuelle Kraft – die Star Trek unter Jonathan Frakes irgendwie verloren hatte (kein Wunder – der hat ansonsten nur „Clockstoppers“ gemacht. Clockstoppers!!!) – zurückgewonnen. So wie damals bei Star Trek – Der Film. Angelehnt an „2001“. Es war eine bildgewaltige, philosophische Welt. Und J.J. Abrams hat vielleicht etwas von der Philosphie genommen, aber er hat beeindruckende Bilder zurück gebracht.
Danke. Ernsthaft. Und Benedict Cumber-Sherlock als Khan (!?!) im neuen Trailer … großartig.
Aber Star Wars? Mit Lense-Flare? Star Wars sah doch schon immer gut aus. (Mal abgesehen von Yoda in der Kinofassung von Episode I. Ich hab den Schnitt nicht mehr bekommen, mittlerweile haben sie ja einen CGI-Yoda in die DVD-Fassung eingesetzt, aber da war ganz sicher eine echt hässliche Puppe drin! Richtig hässlich! Wie ein Gremlin.)
Warum nicht etwas anderes ausprobieren? Einen anderen Regisseur, jemanden der nicht schon zwei Franchises (Star Trek (Three-Picture-Deal) & Mission Impossible (eine Fortsetzung muss noch her!)) im Sack hat. Der vielleicht was probiert.
Gene Roddenberry hat damals mit Star Trek eine mutige Zukunftsvision entworfen. Und ist erst mal gescheitert. Re-Runs auf kleinen, lokalen Fernsehsendern hauchten einer toten Serie neues Leben ein. Und haben das mit zu verantworten, was im Mai wieder mal ins Kino kommt.
George Lucas hat damals mit „A New Hope“ mutig eine Space-Opera inszeniert, die niemand wirklich haben wollte. Die ersten Kameramänner haben ihm abgesagt, Schauspieler wollten lieber nicht mitmachen (Warum sollte man sich sonst für Mark Hamill entscheiden?), die ersten Kritiken waren vernichtend. Und jetzt?
Bei Episode I, II & III war die Fanbase da und hat einen finanziellen Absturz, trotz schlechter Filme, verhindert. Aber jeder gibt zu: So wirklich super-duper-geil war die neue Trilogie nicht.
Der Letzte, der wirklich Mut bewiesen hat, war Andrew Stanton. (Ja. Ich meine den Typen der Nemo und Wall-E gemacht hat.) Und ist damit kolossal gescheitert. Und ich meine wirklich kolossal. Der 250-Millionen-Sciencen-Fiction-Gigant „John Carter“ war ein Millionengrab, welches den Studiochef von Disney zum Rücktritt zwang. Warum auch immer. (Wenn Du jemanden nach Zahlen einstellst, solltest Du dann nicht ein anderes Unternehmen, als ein Filmstudio leiten? Lässt sich nicht in fast jeder Branche mehr und gezielter Geld verdienen, als mit Filmen?)
Andrew Stanton kreierte, basierend auf dem über 100 Jahren alten Buch von Edgar Rice Burroughs – der, wie Jules Verne und H.G. Wells eine Zukunft der Weltraumfahrt mit Dampfmaschinen beschrieb – eine nicht alltägliche Science-Fiction-Welt. Keine fliegenden Autos (die alle wie der Prius aussehen) und keine hypermodernen Tablet-Computer (die dann doch nur das iPad-3 nachstellen). Okay, „John Carter“ war vielleicht zu lang. Aber mutig. Eine phantastische Welt, großartig in Szene gesetzt. Aber leider viel zu verspielt für ein Publikum, dass Expendables 2 zum erfolgreichsten Stallone-Film seit … eigentlich den besten Stallone-Filme aller Zeiten macht!
Und alle hacken auf „John Carter“ herum, und wenn sie nicht auf dem Film, dann hacken sie auf seinen Einspielergebnissen herum … oder eben gerade Nicht-Einspielergebnissen.
Aber jetzt freuen sich alle auf J.J. fucking „Episode 7“ Abrams. Als könnte er mit dem beliebtesten Franchise der Welt einen Fehler machen. Warum häuft er wohl Franchises? Weil er weiß: Die Fans sind schon da. Niemand kannte „John Carter“, und wenn den Namen mal jemand kannte … aus dem Buch „Princess of Mars“, dann war dieser jemand schon seit Jahren tot. Also schlecht über eine Facebook-Fan-Kampagne zu erreichen.
Mal aufgefallen: Es gibt keine Franchises mehr, die aus Filmen geboren werden. Twilight … war ein Buch. Harry Potter auch. Der Hobbit. Avengers, Iron Man, Thor, Hulk … Batman (!) … alles Comics. Lediglich The Fast and the Furious … okay. Die berühmte Ausnahme. Oder The Expandables. Aber wirklich große Science-Fiction oder Fantasy … nur nach Buchvorlage oder mit einer soliden Comic-Fan-Basis.
Warum legt man Star Wars nicht mal in die Hände eines unbekannteren Regisseurs, eines unbekannteren Autoren. George Lucas war vor Star Wars unbekannt. Jetzt könnte ein junger Regisseur dem Ganzen neuen Wind geben. Was ist zum Beispiel mit Shane Carruth? Der Typ der „Primer“ gemacht hat? Hm? Oder Andre Ovredal. Der Regisseur von „Trollhunter“? Glaubt niemand das solche Typen Star Wars noch eine Dimension hinzufügen könnten? Vielleicht sogar etwas entdecken, etwas erzählen was wir so noch nie erzählt bekamen?
Was ist mit Gareth Edwards? Seit Jahren sitzt der an der Vor-Produktion zum neuen Godzilla-Film. Vielleicht sind Monster nicht sein Ding. Der kriegt bestimmt auch Lichtschwerter ordentlich in ne Szene integriert.
Was ich damit sagen will: Ich möchte ins Kino gehen und von Science-Fiction nicht nur unterhalten, ich will begeistert und mitgerissen werden! Und das nicht wie bei „Lost“, mit nicht-aufhören wollenden Cliffhangern, sondern wie bei „2001“ … durch meine pure Vorstellung, genährt von tollen Bildern und großen Fragen.
Als ich jung war, investierte ich – zum Leidwesen meiner Eltern – nicht sehr viel Zeit in Schule oder Basketball. So wurde ich auch nie wirklich gut darin Dingen. Mit Mädchen war es ähnlich. (Ich könnte auch eine Reihe von Zeuginnen anführen, die dies gerne bestätigen.)
Doch die eine Sache, die ich ganz ohne falschen Stolz als mein Steckenpferd bezeichnen kann, ist eine Faszination für Science-Fiction. Ob es um Figuren, Familiengeschichten, Freundschaften oder den Weltraum und die großen Fragen dahinter geht.
Bei Mädchen, Schule und Basketball ist es vielleicht zu spät, aber Science-Fiction werde ich nicht einfach so aufgeben. Hier ist Arbeit zu verrichten. Gute Filme unterstützen, mutige Filme machen. Und wenn man nicht weiß wo man anfangen soll, dann eben ganze einfach damit, sechs Mal die Bluray von „John Carter“ zu kaufen. Ich krieg den Film schon noch ins Plus. Und wenn Disney das merkt, dann trauen sie sich vielleicht auch wieder was.