Der neue Star Trek Film „Into Darkness“ ist mittlerweile die zwölfte Installation der Reihe. Allerdings ist es der erste Film, der ein direktes Remake einer der elf vorherigen Filme ist.
Zeit Star Trek 2 mit Star Trek 12 zu vergleichen. Beziehungsweise in kulturpessimistischer Art und Weise dieses Blogs zehn Gründe zu finden, warum Star Trek 2 „Wrath of Khan“ besser ist als Star Trek 12 „Into Darkness“.
Aber der Reihe nach:
Erster Grund: Die Geschichte
Keine Ahnung was die drei Autoren Kurtzman, Orci und Lindelof geraucht haben, aber entweder sie wechseln den Dealer oder reduzieren die Dosis. Im Rausch (den man schon mal kriegen kann, wenn einen jemand anruft und sagt: Du schreibst den neuen Star Trek Film!) haben sie vergessen das Original von 1982 zu gucken. Hätten sie das getan: Sie hätten die Hände von einem Remake gelassen.
„Der Zorn des Khan“ hat eine geradezu spielerische Einfachheit in der Zusammenführung aller Charaktere und Geschichten. Es gibt einen Bösewicht (Khan) der seine Motivation, Kirk zu töten, wunderbar aus fast 15 Jahren herleiten kann, die seit dem Ende der Original-Serie vergangen sind. Seit damals schmort Khan in der Isolation und wird nun – durch Chekov, der sich – anders als die Figuren in Star Trek 12 – tatsächlich fortentwickelt hat – wieder frei gesetzt. Dazu kommt eine der besten Raumschlachten der Science-Fiction-Geschichte, ein Vater-Sohn-Komplex (mühelos und nicht sperrig in die Handlung eingebaut) und der finale Tod von Spock (Ups. Spoiler!). Ja! Und – obwohl es eine kleine Szene mit Hoffnung gibt („Das alles, vergiss bitte nie.“) – am Ende von Star Trek 2 ist Spock wirklich tot. Nicht so wie Kirk in 12 stirbt, nur um drei Minuten später wieder aufgeweckt zu werden. (Haha. Nichts passiert. Ätsch!) Man kann eben seine Zuschauer fordern (und die Geschichte einer Freundschaft, in Star Trek 3, anbahnen) – oder verarschen.
Zweiter Grund: Die Optik
Okay. Star Trek 11, also der erste Star Trek nach dem Reboot (und der Abram-isierung des Franchise), war optisch wirklich ein Genuss. Neue Effekte, neue Leichtigkeit in der Inszenierung, neue Kragenweite der Action. Einfach ein Star Trek Film für 2009. (So einen Star Trek Film haben wir gebraucht, nach Jahren der Jonathan Frakes Syfy-MoW-Optik.) Und jetzt haben wir 2013: Und auf ein mal … leuchtet alles zu doll. Die Brücke der Enterprise sieht aus wie ein Apple-Store (nicht meine Worte) und mit Lense-Flare-Effekten holt man auch niemanden mehr aus der Reserve. Dagegen war Star Trek 2 von 1982 ein solider Science-Fiction-Film. Alles sah irgendwie gebraucht aus, abgewetzte Raumschiffe, abgewetzte Kulissen, gleichzeitig niemals altbacken fotografiert. Er konnte sich mit Filmen wie Outland und Aliens messen. Gleichzeitig war die Darstellung immer erhaben und dem Alter der Schauspieler angemessen. Der erste „echte“ Unterhaltungsfilm, nachdem damals Star Trek den Sprung auf den Silver-Screen versucht hatte.
Dritter Grund: Die Uniformen / die Kostüme
„What the Fuck?“ möchte man sagen: Wie kam J.J. Abrams dazu diese bescheuerten Badeanzüge im neuen Star Trek Film abzunicken. Glaubt der denn wirklich er sei der Gott der Coolness und alles geht? Und dann die Uniformen: Danke für den Retro-Look, aber irgendwann ist ja mal Schluss. Alle Hemden sehen aus wie eingelaufen.
Deswegen trugen die Helden in Star Trek 2 auch Zweiteiler und auch alle in Rot. Selbst Ricardo Montalban, der Khan von einst, ist in seiner zu weit ausgeschnittenen Sibirien-Kutte viel besser zu ertragen, als „Robocop“-Peter-Weller in seinem 2013-Schlafanzug.
Vierter Grund: Die Zitierbarkeit
„Der Zorn des Khan“ gab uns das erste Mal den „Kobayashi Maru“-Test. Den Abrams dann in Star Trek 11 so schön kopiert hat. Außerdem zitiert Khan in Star Trek 2 das legendäre, klingonische Sprichwort: „Rache ist ein Gericht, das man am besten kalt serviert.“
Keine Ahnung woher Khan, der niemals einen Klingonen getroffen hat, klingonische Sprichwörter kannte. Aber selbst Quentin Tarantino fand den Spruch so geil und setzte ihn als Motto vor Kill Bill.
Einzig zitierbar von „Into Darkness“ war … war … wa — keine Ahnung. Mir fällt nichts ein. Selbst die Sprüche im Trailer waren mies.
Fünfter Grund: William Shatner
So sehr sich Chris Pine auch anstrengt, aber er ist einfach nicht mit William Shatner zu vergleichen. Aber wer mag ihm das vorwerfen: Es ist Wiliam „Tiberius“ Shatner. Krik spielt Shatner und Shatner spielt Kirk. So wie Al Pacino Michael Corleone und Ian McKellen Gandalf ist.
Sechster Grund: Leonard Nimoy
Siehe Fünfter Grund, tausche Chris Pine gegen Zachary Quinto und William Shatner gegen Leonard Nimoy und ergänze:
Zachary Quinto spielt in seinem zweiten Star Trek Film Spock noch etwas schlechter als in seinem ersten Star Trek. Eigentlich ist er kein schlechter Schauspieler, aber irgendwie geht ihm was abhanden. Oder ist es die Beziehung zu Uhura, die Spock jetzt zu menschlich macht?
Außerdem: Wenn man sich als Spock aus Dimension 2 Rat vom alten Spock aus Dimension 1 holen muss … uah. (Aber das kann man Quinto nicht vorhalten, dafür sind wieder Kurtzman, Orci und Lindelof verantwortlich. Sollten die auch Star Wars schreiben … puh. Bloß nicht dran denken.)
Siebter Grund: Je Oller desto doller!
Einem alten Kirk, der mit seiner eigenen Sterblichkeit und dem nahendem Rentenalter kämpft, nimmt man die Entscheidungen und die Cleverness in Star Trek 2 einfach ab. Er hat eben schon drei Staffeln und einen Kinofilm, plus diverse Comic-Episoden hinter sich. Aber einem jungen Kirk … der eigentlich noch grün hinter den Ohren ist: Warum sollte der gegen Khan gewinnen? Warum sollte er überhaupt so einen Hass und so eine Energie aufbauen, wie es Chris Pine in Star Trek 12 spielt? Es macht keinen Sinn. (Erneut: Minuspunkte verdankt dieser Film direkt Kurtzman, Orci und Lindelof. Warum braucht es bei diesem Film eigentlich drei Idioten um ein Drehbuch zu versauen? Aaron Sorkin schafft alleine gute Drehbücher zu schreiben (siehe: The Social Network) und im 3er-Team auch (siehe: Moneyball). Sind Orci, Lindelof und Kurtzman so viel schlechter? Ja!
Ah. Super Idee: Sorkin schreibt Star Wars 7. Dann hört sich ein Gespräch von Leia und Han ungefähr so an:
(Um den richtigen Effekt zu bekommen, bitte sehr hektisch und schnell lesen, dabei sich die beiden Figuren in einem komplizierten Labyrinth aus Gängen, laufend vorstellen.)
Leia: Han? Hast Du das Geschenk besorgt?
Han: Welches Geschenk?
Leia: Das Geschenk zum Geburtstag meines Bruders.
Han: Oh. Das war heute?
Leia: Du bist unmöglich.
Han: Jetzt tu mal nicht so. Vor Endor wusstest Du nicht mal das Luke Dein Bruder ist.
Leia: Wir stehen uns aber seitdem sehr nah.
Han: (leise) Kein Wunder, bei dem Vater.
Leia: Was?
Han: Nichts. Aber ich kenne haufenweise Familientherapeuten …
Leia: Erzähl Du mir nichts über Therapie. Diese komische Herr-Sklaven-Beziehung, die Du mit diesem Pelz-Vieh hast … dafür bräuchte man eine Armee von – – –
Ja. Ja. Übrigens wirken die „Kinder“ auf der Brücke der neuen Enterprise manchmal wie Twilight mit Außerirdischen. Beziehungsweise: Ohne Außerirdische. Ist nur noch ein Haufen Kids … und die gucken irgendwie komisch. Ich vermisse Weisheit.
Achter Grund: Das Budget und das Einspielergebnis
Normalerweise finde ich ja das Einspielergebnisse, besonders vom ersten Wochenende, nichts über Filme aussagen. Aber wenn sie meine Argumente untermauern: What the hell.
Star Trek 12 kostete 190 Millionen Dollar und spielte am ersten Wochenende 70 Millionen ein. Das sind weniger als 40%. Er wird die 180 Millionen natürlich noch erreichen, mit internationalen Ergebnissen und DVD-Verkäufen und so weiter.
ABER: Star Trek 2 kostete 11 Millionen und spielte alleine am ersten Wochenende nur in Nordamerika 14 Millionen ein.
Die Fortsetzung einer abgesetzten TV-Serie, deren Vorgänger-Film so verdaulich war wie 2001… und trotzdem: Ruckzuck das Geld eingespielt. Das muss dem Regisseur Nicholas Meyer mal einer nachmachen!
(Kurze Frage an mich selbst: Warum hab ich gerade Nordamerika, statt nur Amerika geschrieben?)
Neunter Grund: Echte Star Trek Momente
In „Into Darkness“ gibt es ein Haufen Anspielungen auf Star Trek-Momente aus den vergangenen 11 Filmen. Ein Tribbel taucht auf, Spock schreit „Khan“ (wie es einst William Shatner), die oberste Direktive wird angesprochen … aber keiner dieser Momente zieht auch nur im Geringsten. Es sind eine Anhäufung von leeren Story-Elementen (Lindelof!!!), unausgereift präsentiert und meistens schlecht gespielt. In Star Trek 2 gab es hingegen eine junge, noch frische Crew. Alte Hasen die sie ausbilden, eine aufmüpfige Vulkanierin, die Selbstzerstörungssequenz wurde aktiviert … Es gab Star Trek Momente, ohne irgendetwas billig zu zitieren. Gleichzeitig schloss der Film (mit der Figur Khan) leichtfüßig an die Serie an.
Zehnter Grund: Richardo Montalban
Okay. Hier ist es fast ein Unentschieden. Montalban gegen Cumberbatch. Nur meine nostalgische Art lässt mich zurückfallen: Der alte Khan war besser als der neue Khan. Benedict Cumberbatch versucht sich tapfer als großer Bösewicht, als Gegenspieler (aber auch hier machen ihm die Drehbuchautoren einen Strich durch die Rechnung: Warum rettet er Kirk und dann will er ihn wieder töten? Warum dieses hin und her und warum diese bescheuerte Sequenz am Anfang, mit dem todkranken Kind? Findet der beste Krieger und Attentäter keinen anderen Weg in eine gesicherte Anlage? Und wenn damit die tiefe der Figur gezeigt werden sollte, warum sagt er später: Alle minderwertigen Menschen müssen sterben? Das ist nicht charaktertief, sondern inkonsistent!) Der mexikanische Gentleman Richardo Montalban, auch bekannt aus „Fantasy Island“, war als Khan einfach mehr. Er spielte die behauptete, gentlemanhafte Überlegenheit und den Fanatismus irgendwie immer mit. Und genau das fällt Benedict Cumberbatch in all dem Khan-kämpft CGI-Gewimmel gar nicht leicht. Na ja. Sagen wir: Montalban gewinnt 4 zu 3. So wie Bayern. Nicht verdient, aber nach Punkten.
So. Zehn Gründe für den alten Star Trek „Khan“-Film. Einräumen muss ich hier noch: Es gibt natürlich auch Gründe für den neuen Star Trek:
Alice Eve, Simon Pegg, tolle Effekte, John Cho, Zoe Saldana und natürlich die Tatsache das es ein fucking neuer Star Trek Film ist. Irgendwie muss man den einfach gucken und auch seine Schwächen verzeihen. (So wie man es auch mit dem furchtbarsten aller Star Trek Filme getan hat: Star Trek Nemesis. Immerhin wurde danach der Fan belohnt: Star Trek 11 kam!)
Dazu fällt mir eine Szene aus Star Trek 2 ein. Kirk liest aus „Die Geschichte zweier Städte“ das Zitat vor: „Es war die beste aller Zeiten, es war die schlimmste aller Zeiten.“
Spock antwortet: „Sicherlich mit die beste aller Zeiten.“ Irgendwann wird er wieder recht haben.
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