ZUR SENDUNDUNG „Menschen bei Maischberger“, vom 11. September 2007, 22:45, ARD
Zuerst möchte ich zugeben: Das letzte Mal habe ich „Menschen bei Maischberger“ gesehen, als ein offensichtlich zugedröhnter Ex-DDR-Schlittschuhläufer felsenfest behauptete, es hätte kein Doping im DDR-Sport gegeben und Stasi-Spitzel gab’s natürlich auch nicht. Dabei guckte er nicht nur leidend, sondern auch absolut heroinschwanger in die Kameras. Der Name dieses Mannes ist mir leider entfallen, aber irgendwie signalisierte mir die damalige Runde: Sandra Maischberger ist schon lange nicht mehr bei n-tv, die guten Interviews sind vorbei und jetzt sitzt man eben in beige-gelben Ikea-Sesseln vor einer Mauer-Imitat-Studio-Wand und redet dummes Zeug oder wenigstens über dummes Zeug.
An dieser Stelle sollte man schwer ausatmen und ein kurzes, schulterzuckendes „Whatever“ gen Himmel schicken und sich trollen. Ich hätte das so tun sollen. Hab’ ich leider nicht.
In den letzten Tagen dann, schaltete ich wieder hinein, in die Talkshows des ersten Deutschen Fernsehens. Zuerst, weil ich dachte, vielleicht mal wieder etwas Qualität zu finden. Ich wollte jemanden reden hören, der nicht absolut hirnverbrannt vor sich hin brabbelt. Also genau das nicht tut, wonach sich die gesamte Fernsehlandschaft anhört. Und tada: Ich fand so eine Runde. Vor mehr als einer Woche, Sonntagnacht, ARD, nachtstudio. Nicht gerade ein sympathischer Sendeplatz, aber immerhin gab es hier einen ehemaligen Redenschreiber von Willy Brandt, den Kultur-Ressortleiter des SPIEGELS und noch ein paar andere Leute, die mit einem kauzigen Moderator über die Zeitschriftenkultur im eigenen Land und auch in Übersee stritten. Nett war das … das war aber auch alles! Als ich mir sogleich am Montag den SPIEGEL kaufe, werde ich wieder enttäuscht! Kultur-Fuzzi vom Dienst, Matthias Matussek (SPIEGEL Redakteur), hatte in der Nacht vom Sonntag auf Montag noch so glorreich von sich, vom SPIEGEL und der großen Qualität gesprochen. Davon, dass er ein ja soo witzigen Video-Blog im Internet hätte. Nachdem ich seinen Deutschaufsatz zu „Romantik. Eine deutsche Affäre“ (Rüdiger Safranski) im Kulturteil las, wollte ich nicht mal mehr den Video-Blog sehen und meine Fertig- Spaghetti kamen mir auch noch hoch. Selten hab’ ich so ausgehöhlte Berichterstattung gelesen. Eigentlich war es mehr eine Zusammenfassung, sozusagen ein längerer Klappentext zum besprochenen Buch. Besprochen wurde allerdings auch wirklich nur jedes Vorurteil, welches Matussek sich so aus den selbstgeilen Fingern saugen konnte. Was den Spiegel sonst anging war ich mehr oder weniger ernüchtert: Vor ein paar Jahren noch, las ich gerne die Artikel über deutsche und internationale Politik. Mittlerweile werden diese Artikel nach Schema F, dem Schema für wir-berichten-über-eine-Person-und-flechten-ein-paar-Allgemeinplätze-mit-ein, gewoben. Kein Feuer, kein gar nichts. Dröge Zeitschrift kann man da sagen. Und in den großen super-sonder- Reportagen? (In diesem Fall der Aufmacher über die „Bio-Welle“): Noch mehr Allgemeinplätze, Vorurteile, bittere Formulierungen und das ewig gleiche Rauschen im Wald. Dann doch lieber die zehntausendste Aufmacher-Überschrift zum zweiten Weltkrieg. Solche Reportagen kriegen sie wenigstens hin, die Jungs vom SPIEGEL.
Das Fernsehen wollte ich, nach dem nachtstudio, nun aber trotzdem für mich zurückgewinnen. Auf Wiederentdeckungstour, erschien mir das Warten auf Anne Will und ihre gleichnamige Sabine Christiansen Kolportage eine gute Idee. Aber dann packte mich der Eifer: Zu neugierig, zu wissensdurstig zappte ich vorschnell in das Abend- und Nachtprogramm.
Zum Beispiel sah ich mir die zweiteilige RAF-Dokumentation von Stefan Aust an. Und auch, ganz der artig Zuschauer und Konsument von Progamminformationen, die Beckmann-Talkrunde im Anschluss an den zweiten Teil am 10. September.
Dort ereignete sich der erste, kleine Supergau einer Talkshow: Die eigentlich zu erwatenden, so kontrastreich eingeladenen Figuren Stefan Aust (Chefredakteur DER SPIEGEL) und Günter Beckstein (Bayrischer Innenminister und mittlerweile designierter Stoiber-Nachfolger) waren sich einig. Ja, sie stimmten einander zu. Und nicht nur einmal. Es war wie ein Kanon, eine zweistimmige Arie. Ein Duett!
Ich traute meinen Augen nicht: Das kann nicht ihr Ernst sein. Wo blieb die Diskussion? Warum hatte ich sonst eingeschaltet? Wenn ich einander zustimmende Menschen sehen will, dann guck ich mir doch die Super-Nanny oder Kerner an.
Aber doch nicht hier und nicht der Aust.
Stefan Aust, mittlerweile größtenteils mit dem Ausverkauf seines Lebenswerkes über die RAF beschäftigt, dreht zuerst eine Bullshit-Langweil-ewig-die-gleiche-Leier-Dokumentation für die ARD. Eine Dokumentation, die selbst Jörg Schleyer, der Sohn des ermordeten Hanns Martin Schleyer, als absolut langweilig und ohne Nährwert oder mit auch nur irgendwelchen neuen Erkenntnissen gespickt bezeichnet. Dann setzt sich Aust auch noch zu Beckmann und verliert dort so sein Gesicht, dass der Kuscheltalker Beckmann gegen ihn wie ein beinharter, investigativer Journalist aussieht. Beckmann! Beckmann, zu dem sonst nur Gäste kommen, weil alle wissen: Wenn einer keine konkreten Fragen zu umständlichen oder problematischen Antworten stellt, dann er.
Aber hier dominiert er weichgespült sogar über den Mann, der einst mein Weltbild mit dem Buch „Der Baader-Meinhof-Komplex“ veränderte.
Wer war das dort? Er sah doch aus wie der schlaue Kopf aus den Spiegel TV-Sendungen.
Hat er zu lange mit Jürgen-Peter Boock rumgehangen. Boock, der Vorzeige-Schuldige aus der RAF? Aber nein, Aust distanziert sich von Boock. Komisch das er trotzdem dessen gefühllose Schilderungen für bare Münze nimmt. Boock habe ich übrigens der Tage auch bei einer, auf n-tv ausgestrahlten, englischen Dokumentation über die RAF gesehen. Diesmal erklärte Boock, sprachgewandt auf Englisch und nachher synchronisiert, wie das so ablief mit Schleyer und der Landshut.
Natürlich steht es Boock frei aus seinen einstigen Verbrechen, für die er im Knast saß, Kapital zu schlagen, nicht nur in Deutschland. Aber muss n-tv dann so was auch noch senden? Reicht es nicht, dass Aust ihn in seiner Dokumentation im Spielfilmstil wie ein verschrobener Scorsese in geplanten Kameraeinstellungen über Friedhöfe laufen lässt. Gestellt-gespielt trat dort am Sonntagabend Peter-Jürgen Boock ans Baader-Grab und wurde in einer gleitenden Kamerafahrt andächtig aufgenommen. (Es muss ja nicht immer Handkamera bei einer Dokumentation sein, aber bitte auch nicht so!) Danach ging es am Montagabend im zweiten Teil mit dem Auto in den Wald. Dort wo Boocks Mittäter Schleyer hinrichteten. Alles in bester Kinomanier und tragisch mit Musik untermalt. Was auch immer deutsche Dokumentarfilmer dem Meinungsmacher Michael Moore vorwerfen: Mit ihren Schmuddel-Betroffenheits-Dokus sind sie ihm im Gefühle-provozieren weit voraus!
Außerdem: Immer die gleichen Gesichter im Deutschen Fernsehen. Damit meine ich nicht nur die C-Promis in 70er-Revival-Shows.
Peter-Jürgen Boock geht einem ja schon beinahe so auf die Nerven, wie Egon Bahr, der wie ein gieriger Star Trek-Fan scheinbar jede Dokumentation über Willy Brandt aufstöbert und zu allem auch noch seinen Senf dazugibt, weil er den Guten ja kannte und weil früher ja so viel besser war und weil sowieso alles heute ja nur Mist ist.
Jedenfalls beim letzten Punkt, merkt man beim gucken der letzten Maischberger-Sendung, hat Bahr recht: Unter dem Tagesordnungspunkt „Terror“ versammeln sich Wolfgang Schäuble, den irgendein Irrer doch tatsächlich zum Innenminister gemacht hat (Manchmal vergisst man im Strudel der Bundespolitik solche ironischen Seitenhiebe der großen Koalition doch tatsächlich.), und auch Daniel Cohn-Bendit, Fraktionsvorsitzender der Grünen im EU-Parlament, und – immerhin – der Namenspatron meines eigenen, zweiten Vornamens. Das ich ab diesem Dienstagabend bis in alle Ewigkeit darüber nicht mehr froh bin … dazu komme ich gleich.
Was für Cohn-Bendit spricht: Der Junge kannte Jean-Paul Sartre. Das klingt schon mal cool.
Sartre hat natürlich auch viel daneben gegriffen, aber – im Gegensatz zu Cohn-Bendit – sich bei aller Scheußlichkeit immerhin so früh verabschiedet, dass er nie auf beigen Ikea-Möbeln in der ARD sitzen musste.
Neben Cohn-Bendit, Wolfgang Schäuble und natürlich Sandra Maischberger saßen noch weitere Gäste im Studio. Deren Namen habe ich, wie einst den Namen eines DDR-Schlittschuhjungen, auch sofort wieder vergessen. Was allerdings hängen blieb, war die Tatsache dass es Zivilisten waren. Sozusagen normale Bürger. Natürlich mit Bezug zum Thema: Eine ältere Frau hatte ihren Sohn beim Terroranschlag auf Bali 2002 verloren und ein kräftiger Mann seine Schwester am elften September vor sechs Jahren. Dann gab es da noch die Exfreundin oder Exehefrau des einst meistgesuchten Mannes der Welt: Des Terroristen Carlos. Diese „Ex“ wurde allerdings so spät dazu gerufen, sie bekam von der wirklich peinlichen Phase bei Maischberger nur noch die unterkühlten Ausläufer mit.
Kongenial war kurz vorher das Manöver des kräftigen Normalbürger-Gastes Wolfgang Schäuble gegenüber: Mit wenigen und recht ungelenken Worten lockte der Mann den Innenminister so aus der Reserve, dass Schäuble zuerst in Stottern und dann ins Lauterwerden geriet. Schließlich ging es um die von ihm „betont nicht“ geforderte Konvertiten-Datenbank, die gerade vor dem Hintergrund der kürzlich gefassten Konvertiten-Terroristen in Deutschland als präventive Maßnahme zur Terrorbekämpfung eingeführt werden könnte. Der Normalbürger meinte mit vier aufeinander folgenden Tauchurlauben in Ägypten in ein Raster als ständig ins Ausland wechselnder Terroranwärter zu geraten und warnte vor jeglicher Karteiführung. Vorher hatte der Normalbürger zwar noch gesagt, dass man in diesem unserem Land schlecht bis eigentlich gar nicht voran käme, zu vier Tauchurlauben in Ägypten schien es aber doch zu reichen. Vom Tauchurlaub ging es dann gleich weiter zu Autounfällen und einem ziemlich gewagten Vergleich, dass man – wenn man als Bundesregierung denn wollte – doch die 80000 Autounfälle im Jahr verhindern könnte und genauso den Terror!
Das klingt erstmal gut, besonders auffällig beim Normalbürger war, wie wahrscheinlich bei vielen Anderen, die Annahme, dass nur die politische Elite unseres Landes etwas gegen Hoffnungslosigkeit in moslemischen Staaten tun könne. Diese Hoffnungslosigkeit und Perspektivlosigkeit ist, so der Normalbürger im Einverständnis mit dem gros der Deutschen, der eigentliche Grund für Terrorismus gegen den und im Westen.
Etwas kurz gedacht, aber scheinbar symptomatisch. Das der Normalbürger mit jedem gekauften Liter Öl, jedem bei H&M erstandenen Pullover aus Bangladesh und jedem Tauchurlaub in Ägypten an Hoffnungslosigkeit und der Vernichtung von Perspektiven beteiligt ist, kam ihm nicht in den Sinn. (Kommen wir zu einem kurzen Ausflug meinerseits.)
Unser Überleben in Konsum und freiheitlicher Demokratie wird auf der einen Seite durch Kredite und Geld aus den reichen Ölstaaten mit entweder despotischen Herrschern oder zweifelhaften Demokratien gestützt. Auf der anderen Seite ermöglichen billige Produkte aus aller Welt (vor allem der Dritten) den stetigen Konsum. So gesehen werkeln wir alle, nicht nur die politische Elite, am Terrorismus mit. Wenn wir es in einem einfach Schema betrachten. Der Terrorismus kostet allerdings ebenfalls Geld. Man muss, eben neben einem Teppichmesser, auch ein Flugticket für Übersee kaufen um eine Lufthansamaschine zu entführen. Man braucht Vorbereitung, Zeit und Einfluss. Flasche Pässe, Informanten und ein gut funktionierendes Netzwerk. Nur in einer Hütte und mit einem Lama lässt sich auch kein Semtex H oder C4 kaufen, mit dem dann einen Bus beladen wird, der dann in eine amerikanische Militärbasis oder eine englische Botschaft steuert.
Und wo kommt das Geld für Terrorismus her? Wenn ich das mal wüsste.
Am Ende sind es eben auch Interessenverbände.
Selbst für den Terror gegen Deutschland gibt es eine Lobby.
Aber dies sind nur Spekulationen und meine ganz eigene Theorie der Welt.
Zurück zu Maischberger: Interessant wurde es nicht, aber laut.
Nachdem es zuerst so ausgesehen hatte, als kämen Cohn-Bendit und Schäuble nun gar nicht mehr zusammen und sich der Innenminister auf einer Seite für Pauschalisierungen und die Rettung und den Schutz Deutschlands, vor allen Gefahren, Terroristen und bestimmt auch vor Fahrraddieben, einsetzte und der EU-Parlamentarier der Grünen dagegen immer wieder die weit schwingende aber allzu langweilig klingende Keule der Differenzierung warf, gab es dann doch einen gemeinsamen Feind für die beiden Politiker: Terroristen.
Etwas zu tun, sei ihre Aufgabe, skandierten Schäuble und Cohn-Bendit wie aus einer Kehle. Ihr Ziel war die Akzeptanz beim Wähler, also beim Normalbürger. Der allerdings war schon viel weiter: Neben den Gründen für Terrorismus, die in Hoffnungslosigkeit bei deutschen Politikern lagen, erkannte er auch die Unmöglichkeit der politischen Einflussnahme durch sich selbst. „Kein Politikinteresse“, verkündete er. Er, genauso wie – eigenen Schätzungen zufolge – 79,5 Millionen andere Deutsche, nehmen nicht Teil an Entscheidungsprozessen die sich in irgendeiner Art auf Terrorvermeidung oder –bekämpfung auswirken.
Das er lediglich 40 Millionen der Deutschen brauchen würde um eine starke Mehrheit zu formen um, beispielsweise, Verfassungsänderungen wie Direktwahlen herbeizuführen oder seine eigene Partei an die Spitze und sich ins Kanzleramt zu heben, hatte ihm wohl keiner gesagt.
Später ordnete sich Sandra Maischberger dann selbst noch einmal ganz Vorne in die Runde der Dummen ein, womit nicht ihre tatsächliche sondern nur ihre präsentierte Intelligenz bewertet werden soll: Sie zog den Bogen von islamischen und fundamentalistischen Terrorismus gegen den Westen über den anwesenden Daniel Cohn-Bendit, einen so genannten Alt-Achtzundsechziger und Sympathisanten der RAF, zur aktuell wieder diskutierten und aufgearbeiteten Vergangenheit und dem deutschen Terrorismus der Roten Armee Fraktion.
Die gutbürgerliche Herkunft der einstigen, deutschen Terroristen mit Hass auf ihre so genannte Nazi-Väter-Generation und den tatsächlichen, terroristischen Kulturkampf nach Huntington (siehe Samuel Huntington „Kampf der Kultur“) im modernen Kleid einer globalisierten Welt, wurde dabei geflissentlich übergangen. Cohn-Bendit schoss aber trotzdem den Vogel ab und meinte, der RAF wäre es ja nur um den Angriff auf eine ganz bestimmte, kleine Gruppe von Deutschen gegangen: Den Deutschen mit Einfluss. Als wäre das nicht schlimm genug! Zwar nahm er schnell die Landshut-Entführung als Bestätigung der sonstigen Attentats-Entführungs-Regel der RAF heraus, aber war sich wohl nicht gewahr, dass durch Bombenattentate und Schusswechsel in der Öffentlichkeit, sehr wohl von den Mitgliedern der RAF Verluste in jeder Schicht der Bevölkerung billigend in Kauf genommen wurden.
Letztlich fragte Maischberger natürlich noch nach Cohn-Bendits Begleitung von Jean-Paul Sartre beim Besuch von Andreas Baader in Stammheim. Ein breites Grinsen war auf Wolfgang Schäubles Gesicht zu sehen, als Cohn-Bendit sich versucht mit der Rolle des Vermittlers zu erklären.
So endete die Runde der Dummen. Alle waren blöd. Einfacher kann man es nicht machen!
Langsam sollte sich die ARD mal Gedanken machen, womit man noch in die Zukunft will. Scheinbar gibt es niemanden mehr, der ordentliche Gespräche führen kann. Und wenn es solche Gespräche gibt, dann Sonntagnacht. Anne Will, wir hoffen auf dich!
Neben den Talkshows sieht es nämlich nicht besser aus:
Thomas Gottschalk lädt sich bei Wetten dass..?? profiliersüchtige pseudo-Komiker wie Markus-Maria Herbst ein, die entweder so nervös oder so beschränkt sind, dass sie keinen geraden Satz rauskriegen, nur grinsen und sich selbst – peinlicherweise – in den Himmel loben (Fremdcharme im großen Stil!). Außerdem werden internationale Gäste in den Gottschalkschen Fängen so miserable behandelt, dass man sich fragt: Wieso sollte, wie einst, eine Band wie Take That ihr letztes Konzert bei Wetten dass…?? geben? Guckt doch niemand.
Wenn man nämlich John Travolta und Ray Liota neben deutsche B-prominente Busenwunder setzt und dann auch noch die falschen oder schlecht recherchierten Fragen stellt ohne eine Antwort abzuwarten, dann geschieht einem doch Haribo-Werbung bis zur Stunde Null ganz recht.
Andere „Showevents“, wie sie ja gerne heißen, glänzen mit dilettantischer Regie oder einem verdatterten Frank Elstern. Neulich bei der „großen Show der Naturwunder“ oder wie das Ding hieß, ist Elstner doch tatsächlich meinem ehemaligen Lieblings-Welt-Erklärer Ranga Yogishwa, so tief in den Anus geklettert, dass man sich vor Scham die Fernbedienung in die Augenhöhlen meißeln wollte. Dazu noch fahrige Überblendungen und allenfalls tangierte Themen, sowie ein verkorkstes Spielsystem ohne System und eine Prominentencrew, die nicht wirklich prominent war – bis auf Germanys Next Topmodel Lena Irgendwas vielleicht, die vom Kameraschieber aber so gierig abgefahren wurde, dass man am liebsten ein Kondom über den Bildschirm gezogen hätte: Ein totaler Reinfall. Und nur grau gestrumpfte Omas in der ersten Reihe!
Aber was schimpfe ich über die Öffentlichrechtlichen: Der unglaublich groß angekündigte Terragona-TV-Film von RTL sieht aus wie die Camper ohne Witz und viel zu lang. Der nett abgeknipste Vierteiler Zodiak wirkt in einigen Passagen wie von Dreijährigen mit Hilfe eines Buchstaben-Setzkastens geschrieben und Pro 7-Zugpferd Stefan Raab kriegt nicht mal mehr Lacher vom gekauften Studio-Publikum … sollte das Publikum nicht gekauft sein, sondern Eintritt für die Scheiße bezahlen: Entschuldige ich mich und hoffe das die Zivildienstleistenden die wissen wo sie ihre schutzbefohlenen Geistigbehinderten abliefern.
Ich möchte hier zum Abschluss nicht über die Ausreise-Sendungen, Kochshows mit betrunkenem Jan Fedder oder dem riesigen Wust an Doku-Soaps, die jede noch so kleine Kleinigkeit als „Competition“ verkaufen, reden. Dazu bleibt noch genug Zeit.
Zeit wird es auch, dass sich daran was ändert!
Wie oft kann man schon „Mein neues Leben XXL“ ausstrahlen, bevor die Leute freiwillig zum Islam konvertieren, die Aufnahme in die Konvertiten-Datei billigend in Kauf nehmen, nur um einen Hoffnungslos-Perspektivlos-Anschlag gegen das VOX-Hauptquartier zu begehen? Man kann auch kaum Geld für DVDs mit „Born to cook“ verlangen. (Tut man es trotzdem hoffe ich auf Morddrohungen und Attentatsversuche!)
Übrigens: Sat 1 hat jetzt seine Nachrichten-Redaktion abgebaut. Ein guter Schritt.
Weniger Bildung = Dümmeres Publikum = Gesenkter Anspruch = Alles kann gesendet werden = Blitz in der Dauerschleife!
Sollte es soweit kommen, weiß ich jedenfalls was ich tue: Ich begehe Selbstmord.
Nein, kein Selbstmordattentat, denn so geltungssüchtig bin ich nicht. Nein, ich nehme einfach die letzte Folge Menschen bei Maischberger und drücke die Taste für Dauerschleife auf dem DVD-Recorder. Bei dieser Runde der Dummen, beginne ich schon nach der zweiten Wiederholung mir die Birne am Küchenschrank blutig zu schlagen.
Wo ist eigentlich Harald Schmidt, frage ich mich in solchen Momenten immer. Dann fällt es mir wieder ein: Er hat Oliver Pocher zu seinem Nachfolger gemacht.
Da mach’ ich mich doch gleich mal auf den Weg in die Küche.
Good Night and good luck!