HARLEKIN POST (020) Ein Leben ohne Loriot ist möglich, aber sinnlos

Vicco von Bülow ist tot.
Zeitungen, das Fernsehen, Radioprogramme und Online-Portale sind voll von Nachrufen.
Hape Kerkeling hebt den Grand Senior des deutschen Humors diffus gar zum „gesellschaftspolitischen“ Komiker. Loriot war alles, aber nicht politisch. Und ihn im Nachhinein nun zu einer politisch engagierten oder gar durch Politik motivierten Person zu machen, lässt dem Mops doch nun wirklich die Haare zu Berge stehen. Und wird Papa ante Portas nicht gerecht.
An dieser Stelle führt man nun gerne die Bundestagsrede von Loriot an. Wie herrlich hier Phrasen im Wortgemenge zu typischem Politiker-Sprech arrangiert sind. Und sie sind es. Eine seiner besten Arbeiten. Doch auch absolut anti-politisch. Politik wird hier als das enttarnt, was sie in den allermeisten Fällen ist. Heiße Luft. Worte, die auszusprechen es sich nicht lohnt. Egal von wem sie stammen und in welche Richtung sie zielen. Meistens stammen sie von allen und zielen überallhin.
Loriot war einer der wichtigsten Komiker, wenn nicht sogar der wichtigste Komiker Deutschlands, gerade weil er so un… sagen wir anti-politisch war. Heinz Erhard vor ihm, war die freundliche, zahnlose Nachkriegskatze. Ein versöhnlicher Identifikationscharakter. In allen seinen Rollen die Projektionsfläche für die Käfer-Generation.
Vicco von Bülow war anders. Er war die Seite an uns, die immer da ist, aber über die man nicht immer gerne spricht. Er war die Kleinigkeiten, die Spleens und die Ungereimtheiten. Er war all das, was eben so passiert. Er war es in seiner reinsten, seiner komischsten Form.
Loriot war Perfektionist. Er war kein Sketchschreiber im Sinn von „Sketchup“ oder den Millionen Nachfolgern, bis hin zum eher entsetzlichen als lustigen „Mensch Markus“ oder den „dreisten Dreien“. Loriot formte Situationen so lange, bis ihre Absurdität komisch, aber immer auch nachvollziehbar war. Er gab Charakteren nur einen leichten Schubs, und schon war die Groteske im Alltag gefunden.
Ich weiß nicht ob meine Kinder noch Herrn Müller-Lüdenscheidt kennen werden, oder gar Passagen aus Ödipussi mitsprechen können. Aber ich weiß jetzt das mein Erstgeborener Vicco heißen wird. Mit einem Dank an meinen Großvater: Deinetwegen liebe ich Loriot so, wie Du ihn geliebt hast. Weniger hat er nicht verdient.

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