Der Bericht zur „Occupy Frankfurt“-Demo wird auf SPIEGEL ONLINE von einem Commerzbank-Werbespot eingeleitet und abgeschlossen von der Sparda-Bank.
Das Wetter im Ersten wird von einem Finanzdienstleiter präsentiert und Fußball traditionell von Alkohol. Red Bull sponsort dutzende Fußballteams, aber das hat Volkswagen und Bayer Pharma schon vorgemacht. James Bond fährt Ford für Geld und wenn in einem Film jemand einen Laptop aufklappt, prangt entweder ein angebissener Apfel oder neuerdings lenovo auf der Aussenhülle.
Warum ist Protest gerade so „IN“ in Deutschland? Ach was, auf der ganzen Welt.
In Afrika erhebt sich das diktatorisch klein gehaltene Volk. Kann man nachvollziehen, auch wenn es die Benzinpreise hoch treibt und wir jetzt alle noch mehr Angst vor dem Fundamentalismus haben müssen. (Als ob die Ausgehungerten – nach Freiheit und Gleichheit – gleich alle zu uns kämen. Sollten sie mal. Dann muss ich mir bei Real nicht hinter dem Fetten die Beine in den gut gefüllten Bauch stehen, sondern er bleibt zuhause – aus Angst – und ich komm‘ nach Al-Hungry schneller dran. Der trödelt nicht, kennt er doch keine Blu-Rays und weiß nicht, dass bei YouPorn die Mädels warten! Der lebt noch wirklich im JETZT und bekommt nicht nur die neuesten Statusupdated „just in time“.) Irgendwas muss man bei einer Revolution ja opfern. Warum nicht die Dicken?
In Amerika stehen die 99% auf der Wall Street, weil vielen von ihnen Häuser fehlen, in denen sie schlafen können.
Und in Deutschland? Niemand verhungert wegen Stuttgart 21. Trotzdem kettet man sich an Bäume und lässt sich die Augen von Wasserwerfern blind spritzen. Und an der Frankfurter Börse?
Die diffuse Angst, die Aggression, den Ärger. Wer hat ihn nicht auf Banken? Eigentlich schon immer. Jetzt haben die Volksbanken das Online-Banking umgestellt, und ich muss mir einen Kartenleser für Zuhause kaufen. Mehr Sicherheit. Tz! (Der erkennt den BAR-Code auf dem Laptop-Schirm nicht, wenn der zu dunkel ist. Also so hell machen, dass der Nachbar erkennt wie voll mein Akku ist. Sicher ist sicher!)
Protest ist auch schön, weil er sich nicht „branden“ lässt, oder? Weil er authentisch wirkt, egal wie viele Worthülsen man noch von den Anführern um die Ohren gehauen bekommt. Protest kommt nicht mit „Goody-Bag“ und auch nicht mit Hochglanz-Vistenkarte. Protest kommt mit faserigem Papp-Schild und Slogans in Kinderschrift-Großbuchstaben!
Meine Lieblingsband höre ich jetzt dauernd in einer Werbung für Mobilfunk, mein Lieblingsfilm dankt vier Bildschirme lang seinen Sponsoren und mein Lieblingsschauspieler macht schon seit Jahren Werbung. Mein Lieblingsautor würde ja gerne, aber er ist schon Jahrzehnte tot und zu unbekannt.
Man kann schon froh sein, wenn einem Leute – die man mal mochte, oder verehrt hat – nicht von einem Plakat für ein neues Mittel gegen Inkontinenz angrinsen.
Oh. Nächste Woche wird eine Fahrraddemo für breitere Fahrradwege von Spreequell gesponsort.
Protest. „Gebranded“. … finally!
apropos statusupdate. ich wäre ja für you-protest, damit ich nicht hingehen muss … aber wer könnte das wohl sponsorn…
you made running a blog glance…